Wie Stress das Immunsystem beeinflusst

Junges Paar ist krank durch Einfluss der Psyche auf das Imunsystem

Psychische Belastungen wirken sich negativ auf unsere Abwehrkräfte aus.

Wir sind von Natur aus mit einem gut funktionierenden Verteidigungsmechanismus gegen Infektionen ausgestattet. Unser Immunsystem schützt uns vor einem Großteil der alltäglichen Erreger, indem es sie umgehend bekämpft. Aber diese Verteidigungslinie kann lückenhaft werden – zum Beispiel durch Medikamente zur Behandlung einer Krebserkrankung oder nach Organtransplantationen. Doch nicht nur organische Probleme schwächen die Abwehrkräfte. Auch seelische Belastungen und psychische Erkrankungen setzen der Immunabwehr zu. Stress steigert die Infektanfälligkeit. In unserem Magazinbeitrag erfährst du, woran das liegt und was du dagegen tun kannst.

Wie reagiert das Immunsystem auf psychische Belastungen?

Ab und zu krank zu werden, ist vollkommen normal. Obwohl unser Immunsystem viele Viren und Bakterien bekämpft, bevor sie Ärger machen können, erwischt uns gelegentlich eine lästige Erkältung oder ein Magen-Darm-Infekt. Aber ist dir schon einmal aufgefallen, dass du häufiger krank wirst, wenn du gestresst bist? Das liegt daran, dass unser Immunsystem durch psychische Belastungen geschwächt wird. Zumindest dann, wenn die Belastungen länger anhalten.

Tipp unseres Experten:
Dr. med. Matthias Weniger
Dr. med. Matthias Weniger, Geschäftsführer des Instituts für Stressmedizin (ISM)

Tipp unseres Experten:

“Kurzzeitige Stressphasen sind in der Regel kein Problem”, weiß Dr. Matthias Weniger, ärztlicher Leiter des Instituts für Stressmedizin Rhein Ruhr (ISM). Wer im Job oder Privatleben für kurze Zeit über seine Grenzen gehen muss, setzt sein Immunsystem damit nicht gleich außer Kraft. “Wenn die Belastung aber zum Dauerzustand wird und keine Erholungsphasen da sind, treten unsere Abwehrkräfte in den Streik. Unser Immunsystem ist geschwächt durch Stress. Und der Körper wird anfälliger für Infekte aller Art”, so der Experte.

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Chronischer Stress geht auf das Immunsystem. Das führt zu einem dauerhaft erhöhten Spiegel des Stresshormons Cortisol im Blut. Das Stresshormon dockt an Rezeptoren der weißen Blutkörperchen an. Diese schütten in der Folge weniger Botenstoffe aus, die zur Anregung des Immunsystems und zur Bildung von Antikörpern benötigt werden. Das Ergebnis: Unser Körper ist gegen Infektionen nicht mehr gut geschützt, weil unser Immunsystem nicht so effektiv arbeiten kann. 

Dauerhafter Stress kann aber auch das Gegenteil bewirken. Also das Immunsystem nicht schwächen, sondern es zu stark anregen. Durch diese Überreaktion können bestehende Autoimmunerkrankungen und chronisch-entzündliche Erkrankungen sich verschlimmern.

Frau liegt krank im Bett da ihre Psyche ihr Immunsystem beeinflusst

Stressabbau hilft unseren Immunzellen.

Im Umkehrschluss bedeutet das: Wir können unser Immunsystem nicht nur durch eine gesunde Ernährung und Lebensweise stärken. Auch Maßnahmen gegen Stress helfen der Immunabwehr. Klar ist: Häufig ist es nicht möglich, alle Belastungen einfach auszuschalten. Gegen eine stressige Arbeitsumgebung können wir nur bedingt etwas tun. Auch familiäre Probleme lassen sich nicht einfach ignorieren. Aber wir können uns durch verschiedene Maßnahmen Auszeiten schaffen.

Eine Möglichkeit ist Bewegung. Jede Art von regelmäßiger Bewegung sorgt dafür, dass wir ausgeglichener werden und den Kopf frei bekommen. Dabei ist es nicht entscheidend, welche Sportart du ausübst. Wichtig ist, sich regelmäßig Zeit dafür zu nehmen und diese auch bewusst zu genießen. Vielen Menschen hilft es zum Beispiel, sich für feste Stunden oder Kurse in einem Sportverein oder im Fitness-Studio anzumelden.

Auch Entspannungsübungen können helfen. Ob Yoga, Progressive Muskelentspannung oder Meditation – es gibt viele Techniken, die in Frage kommen. Wenn du so etwas noch nie probiert hast, solltest du zunächst einen angeleiteten Kurs machen. Der Kursleiter/die Kursleiterin erklärt dir, worauf du achten musst, zum Beispiel die richtige Atemtechnik

Spaziergänge in der Natur sind ebenfalls geeignet, um Stress abzubauen. Natürlich nur dann, wenn wir diese Zeit nicht mit Telefonieren, dem Checken von Nachrichten oder Onlinespielen füllen. Es geht im Gegenteil darum, abzuschalten und sich auf die Umgebung zu konzentrieren. Geräusche, Gerüche, Licht und Farben einmal ganz bewusst zu erleben.

Junge Frau nimmt positiven Einfluss der Psyche auf das Immunsystem

Wenn du dauerhaft unter Stress leidest, ist es umso wichtiger, soziale Kontakte zu pflegen. Stabile familiäre Verhältnisse und Freundschaften wirken sich positiv auf deine Stimmung und damit auch auf deinen Stresspegel aus.

Experten-Wissen:

Dr. Weniger vom ISM betont: “Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wir brauchen die Interaktion mit anderen – gerade dann, wenn die Psyche angegriffen ist. Vertraute Menschen geben Halt und nehmen uns Ängste oder Sorgen. Sie können uns auch helfen, eine neue Perspektive auf die Stressoren in unserem Leben zu entwickeln.”

Gibt es auch positiven Stress?

Ja, den gibt es. Und im Gegensatz zum negativen Stress kann er unser Immunsystem stärken. Es gibt viele Beispiele für positiven Stress. Schöne Ereignisse wie Urlaubsreisen, eine Hochzeit oder die erfolgreich absolvierte Prüfung. Ein Sportwettbewerb, auf den man sich lange vorbereitet hat und der nun unmittelbar bevorsteht.

Hast du schon einmal bewusst deine Komfortzone verlassen und etwas getan, was du dich bis dahin nie getraut hast? In einem Theaterstück mitgewirkt oder mit einem Chor auf der Bühne gestanden? Vielleicht hast du deinen bisherigen Job aufgegeben und dir eine neue Herausforderung gesucht? Auch das kann positiver Stress sein, der dein Immunsystem stärkt.

Die Forschungsrichtung, die sich mit der Wechselwirkung zwischen Psyche, Hormonen und Immunsystem befasst, heißt übrigens Psychoneuroimmunologie, kurz PNI.

Logo ISM - Institut für Stressmedizin Rhein Ruhr

Wenn du wissen möchtest, wie gut du gegen Stress gewappnet bist: Mach den Resilienz-Test des Instituts für Stressmedizin Rhein Ruhr (ISM).


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