Blutgruppen einfach erklärt

Eine Gruppe an Freunden - sie haben sich die Blutgruppen einfach erklärt

Das AB0-System und der Rhesusfaktor.

Die Übertragung von Spenderblut ist in der modernen Medizin ärztliche Routine. Sie rettet das Leben von schwerstverletzten Unfallopfern und Frauen mit Geburtskomplikationen. Sie dient der Behandlung von Menschen mit Blutarmut oder wird bei Eisenmangelzuständen, die sich nicht anders beheben lassen, durchgeführt. Sie ermöglicht zudem komplizierte Operationen.

Die Übertragung von Blut – der Fachbegriff lautet Transfusion – war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts kaum möglich. Versuchten Ärzte es dennoch, starben die Menschen oft an Unverträglichkeiten. In unserem Magazinbeitrag erklären wir euch, warum Transfusionen damals so gefährlich waren und heute problemlos möglich sind. Ihr erfahrt, wer das Blutgruppensystem entdeckt hat und welche Unterschiede es zwischen den Blutgruppen gibt. 

Die Entdeckung der Blutgruppen – Meilenstein der Medizin.

Bevor die Blutgruppen bekannt waren, bedeutete ein starker Blutverlust in der Regel den Tod. Da es nicht möglich war, den Verlust auszugleichen, starben die Betroffenen an Blutmangel. Zwar gab es bereits im 19. Jahrhundert Versuche mit Transfusionen. Die Patienten starben dennoch häufig. Blut war offenbar nicht gleich Blut.

Der Wiener Arzt Karl Landsteiner wollte dem Geheimnis auf die Spur kommen. Im Jahr 1900 machte er eine wichtige Entdeckung. Er entnahm sich selbst und einigen Mitarbeitern Blutproben. Als er die Proben mischte, stellte er fest, dass manche davon klumpig wurden. Die Blutproben hatten unterschiedliche Eigenschaften, die nicht zueinander passen. Landsteiner schloss daraus, dass es verschiedene Blutgruppen geben müsse und veröffentlichte diese These 1901 in einer wissenschaftlichen Arbeit. Er nannte die entdeckten Varianten A, B und C. Aus der letzten wurde später die Gruppe 0. Im Jahr 1902 entdeckten seine Assistenten dann eine vierte Blutgruppe: AB. Im Jahr 1928 einigte man sich international darauf, das AB0-System zur Unterscheidung von Blutgruppen zu verwenden

Karl Landsteiner erhielt 1930 für seine Leistungen den Nobelpreis der Medizin. Später entdeckte er mit einem weiteren Wissenschaftler auch noch den sogenannten Rhesusfaktor im Blut einer bestimmten Affenart, der Rhesusaffen.

Wie unterscheiden sich Blutgruppen voneinander?

Experten-Wissen:

„Das Geheimnis liegt in den roten Blutkörperchen, den Erythrozyten. Sie sind von einer Hülle umgeben, die bestimmte Strukturen aufweisen. Diese nennt man Antigene“, erklärt Dr. Markus Bruckhaus-Walter, Facharzt für Allgemein- und Sportmedizin. „Sie geben der jeweiligen Blutgruppe ihren Namen.“ 

  • Blutgruppe A: Auf der Hülle der roten Blutkörperchen befindet sich nur das Antigen A.
  • Blutgruppe B weist nur das Antigen B auf.
  • In der Blutgruppe 0 sind weder A- noch B-Antigene vorhanden.
  • Die Blutgruppe AB enthält beide Antigene.

Was heißt das nun für dich? Es bedeutet, dass dein Blut Antikörper gegen andere Blutgruppen bilden kann. Im Fall der Blutgruppe A gegen Antigen B. Bei der Blutgruppe B ist es umgekehrt. Die Blutgruppe 0 bildet Antikörper gegen die Antigene A und B. Die Blutgruppe AB bildet gar keine Antikörper.

Ein zweites wichtiges Unterscheidungsmerkmal bildet der Rhesusfaktor. Ist dieser auf der Hülle der roten Blutkörperchen vorhanden, spricht man von Rhesus-positiv (Rh-positiv). Fehlt das Merkmal, bist du Rhesus-negativ (Rh-negativ).

Die Blutgruppe ist vererbbar. Welche Merkmale du hast, wird also durch die Blutgruppen deiner Eltern festgelegt.

Tipp unseres Experten:
Portrait Markus Bruckhaus-Walter
Dr. Markus Bruckhaus-Walter, Sportmediziner und Experte der KNAPPSCHAFT

Tipp unseres Experten:

Welche Blutgruppe gibt es am meisten? „In Deutschland und Mitteleuropa sind Blutgruppe A und Blutgruppe 0 am häufigsten. Andere Blutgruppen sind deutlich seltener. Der Rhesusfaktor ist bei den meisten Menschen positiv“, so Dr. Bruckhaus-Walter.

Expertenprofil lesen

In Kombination mit dem Rhesusfaktor ergeben sich insgesamt 8 Blutgruppen-Varianten:

  1. Blutgruppe A positiv
  2. Blutgruppe A negativ
  3. Blutgruppe B positiv
  4. Blutgruppe B negativ
  5. Blutgruppe AB positiv
  6. Blutgruppe AB negativ
  7. Blutguppe 0 positiv
  8. Blutgruppe 0 negativ

Verträglichkeit – wer kann wem Blut spenden?

Das AB0-System ermöglicht Ärzten, die passende Blutspende für schwer kranke Patienten zu finden. Doch welche Blutgruppen sind kompatibel?

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Kompatibilität der Blutgruppen einfach erklärt.
  • Ein Mensch mit Blutgruppe A+ kann Blut an Menschen mit den Gruppen A+ und AB+ spenden. Er selbst verträgt Blut von Spendern mit den Blutgruppen 0+, 0-, A+ und A-.
  • Hat jemand A-, kommt er als Spender für Empfänger mit den Gruppen A+, A-, AB+ und AB- in Frage. Als Empfänger kann er Blut von A- und 0-Spendern bekommen.
  • B+: Der Träger kann sein Blut an Menschen mit AB+ und B+ spenden. Er verträgt die Blutgruppen B+, B-, 0+ und 0-.
  • B-: Menschen mit diesem Merkmal können für Personen mit AB+, AB-, B+ und B- spenden. Sie können Spenden von B- und 0-Personen bekommen.
  • Wer die Blutgruppe AB+ sein Eigen nennt, kann nur an Träger des gleichen Merkmals spenden. Dafür verträgt er aber alle anderen Blutgruppen.
  • Bei AB- Blutspenden kommen nur Träger der Merkmale AB+ und AB- als Empfänger in Frage. Andere Menschen vertragen dieses Blut nicht. Wer die Gruppe AB- besitzt, darf auch nur Blutspenden von Rhesus-negativen Personen erhalten: AB-, A-, B- und 0-.
  • Menschen mit der Gruppe 0+ können nur an Rhesus-positive Menschen spenden: AB+, A+, B+ und 0+. Sie selbst vertragen die Blutgruppen 0+ und 0-.
  • Schließlich die Blutgruppe 0-. Menschen mit diesem Merkmal sind als Blutspender besonders begehrt. Das liegt daran, dass ihr Blut für Menschen mit allen anderen Blutgruppen verträglich ist. Deshalb nennt man sie auch Universalspender. Benötigen sie selbst allerdings eine Bluttransfusion, sieht es deutlich schlechter aus. Sie vertragen lediglich eine einzige Blutgruppe: Ihre eigene, also 0-.

Warum ist Blutspenden so wichtig und wie läuft die Spende ab?

Ein Mann ist bei der Blutspende - dank der Kompatibilität seiner Blutgruppe kommt er als Spender in Frage

Jede Blut- oder Plasmaspende ist wichtig. Blut kann nur durch Blut ersetzt werden. Obwohl die Medizin seit der Entdeckung Karl Landsteiners riesige Fortschritte gemacht hat, ist die Herstellung von künstlichem Blut bisher nicht gelungen. Um Menschen mit starkem Blutverlust zu retten, sind Ärzte daher weiterhin auf Blutbanken angewiesen.

Das Tolle ist, dass jeder Mensch ganz einfach zum Lebensretter werden kann.

Experten-Wissen:

„Wer erwachsen, gesund und fit ist sowie mehr als 50 Kilogramm wiegt, kann Spender werden“, erklärt der Experte. Vorausgesetzt natürlich, es gibt sonst keine medizinischen Gründe, die dagegensprechen.

Um das abzuklären, musst du zunächst einen Fragebogen ausfüllen. Darin wird zum Beispiel nach Medikamenten gefragt, die du nimmst oder nach Erkrankungen, die du kürzlich hattest. Vor dem Fragebogen musst du keine Angst haben. Er dient nur deiner Sicherheit und der Sicherheit des Empfängers.

Danach wird deine Körpertemperatur gemessen – um eine akute Infektion auszuschließen – und mit einer kleinen Blutprobe der sogenannte Hb-Wert bestimmt. Hb steht für Hämoglobin, das ist der rote Blutfarbstoff. Ist die Konzentration in deinem Blut zu niedrig, darfst du an diesem Tag nicht spenden. Auch das dient deinem Schutz und soll gesundheitliche Probleme nach der Spende vermeiden.

Schließlich bespricht ein Arzt mit dir deinen Fragebogen und misst Puls sowie Blutdruck. Ist alles Okay, kann es mit der Spende losgehen.

Während der Blutspende werden dir etwa 500 ml Blut entnommen. Das dauert in der Regel nicht länger als zehn Minuten. Im Anschluss darfst du dich noch etwas ausruhen und bekommst einen kleinen Imbiss und etwas zu Trinken. Das hilft deinem Körper, die Spende besser zu verarbeiten und beugt Kreislaufproblemen nach der Spende vor.

Blutspenden sind bei vielen Hilfsorganisationen und Blutspendediensten möglich. Im Netz findest du mit ein paar Klicks Anlaufstellen in deiner Region.


Eine regelmäßige Blutspende rettet Leben. Hier erklären wir dir, wie du dein eigenes Blutbild verstehen kannst. Darüber hinaus entscheiden sich immer mehr Menschen dazu, Organ- und Gewebespender zu werden. Auf unserer Website liest du mehr zur Organspende.

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