So kannst du vorbeugen.
Druck auf den Ohren, trockene Luft und wenig Bewegungsfreiraum – eine lange Flugreise ist selten entspannend. Mit diesen Unannehmlichkeiten lässt es sich aber aushalten. Gefährlicher kann es werden, wenn sich durch das Fliegen eine Thrombose bildet. Was es damit auf sich hat und wie du einer Thrombose vorbeugst, liest du im Magazin-Beitrag.
- Was ist eine Thrombose und wo liegen die Risiken?
- Wie entsteht eine Thrombose beim Fliegen und Reisen?
- Wie bemerke ich eine Reisethrombose?
- Wer gehört zur Risikogruppe?
- Bin ich zum Fliegen fit genug?
- Wie kann ich einer Thrombose beim Fliegen vorbeugen?
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Was ist eine Thrombose und wo liegen die Risiken?
Bei einer Thrombose handelt es sich um ein Blutgerinnsel in einem Blutgefäß, wobei überwiegend die Venen der Beine betroffen sind. Durch das Gerinnsel wird das Blutgefäß teilweise oder vollständig verschlossen. Gefährlich wird es, wenn sich Teile des Gerinnsels lösen und über die Blutbahnen, die große Bauchvene und die rechte Herzhälfte in die Lunge gelangt. Wenn die Blutgefäße dort verschlossen werden, kann es zu einer Lungenembolie kommen. Ist das Gerinnsel groß, kann Herzversagen und sogar Tod drohen.
Wie entsteht eine Thrombose beim Fliegen und Reisen?
Experten-Wissen
Bei einer langen Flugreise sitzt du häufig für viele Stunden in deinem Sitz, ohne dich zu bewegen. Die Beinfreiheit ist durch die Enge der Sitze stark eingeschränkt. Dadurch kann die zur guten Durchblutung der Venen benötigte Muskel-Waden-Pumpe der Unterschenkel nicht effizient arbeiten. Das führt zu einem langsameren Blutfluss. Zusätzlich sind der Luftdruck und der Sauerstoffgehalt niedriger als sonst, wodurch sich deine Venen weiten. Durch die niedrige Luftfeuchtigkeit und die häufig geringe Flüssigkeitsaufnahme kann dein Blut zu einem gewissen Grad eindicken. Diese und weitere, individuelle Risikofaktoren erhöhen das Risiko, eine Reisethrombose zu erleiden. Das Risiko für eine tiefe Beinvenenthrombose auf Langstreckenflügen ist niedriger als oft angenommen. Bei Flügen ab vier Stunden trifft es etwa 2 von 10.000 Passagieren. Trotzdem solltest du das Thromboserisiko bei langen Flügen ernst nehmen.
Expertinnenprofil lesenWie bemerke ich eine Reisethrombose?
Eine Thrombose kann tückisch sein. Sie kann bis zu 14 Tage nach einer langen Fahrt oder Reise mit dem Flugzeug auftreten. Solltest du Symptome bei dir bemerken, ist es wichtig, diese schnellstmöglich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin abzusprechen. Mit blutverdünnenden Mitteln oder Kompressionen kann dann die Behandlung eingeleitet werden.
Erste Anzeichen einer Thrombose können sein:
- Anschwellen der Beine: Überwiegend entsteht eine einseitige Umfangsvermehrung des Unterschenkels oder gesamten Beines mit Spannungsgefühl.
- Schmerzen in den Beinen: Das betroffene Bein kann schmerzen. Auch das Anziehen der Zehen kann Probleme verursachen.
- Optische Änderungen der Beine: Das betroffene Bein kann sich bläulich verfärben, die Haut glänzt.
Mit einer Thrombose ist nicht zu spaßen. Sie kann schwere Komplikationen mit sich bringen. Wenn sich das Blutgerinnsel aus dem Bein löst, kann es in die Lunge wandern. Hier verschließt es die Lungengefäße teilweise oder vollständig, was zu Atemnot und einer Überlastung des Herzens führen kann. Im schlimmsten Fall entsteht bei Herzversagen eine absolute Notfallsituation. Daher gilt: Bei dem Verdacht auf eine Thrombose solltest du unbedingt zum Arzt gehen.
Wer gehört zur Risikogruppe?
Ob durch familiäre Veranlagung, bestehende Krankheiten oder die Lebensumstände – einige Menschen haben ein erhöhtes Risiko, eine Thrombose zu bekommen.
Zu den individuellen Risikofaktoren gehören unter anderem:
- Übergewicht
- erhöhtes Alter ab 60
- bestehende Venen- oder Herzprobleme (Krampfadern, Herzschwäche)
- Thrombose in der Vorgeschichte
- Krebserkrankungen
- Rauchen von Zigaretten
- Bluterkrankungen mit erhöhter Gerinnungsneigung des Blutes
- Einnahme von Hormonpräparaten wie die Pille bei der Frau
- Schwangerschaft und die Zeit nach der Entbindung
- kürzlich erfolgte große Operationen
- Immobilität, zum Beispiel durch einen Gips
Sollten einer oder mehrere der Risikofaktoren auf dich zutreffen, brauchst du nicht direkt Bedenken haben. Achte während des Fliegens einfach genauer auf die Warnsignale.
Experten-Tipp
Das Thromboserisiko ist für gesunde Menschen auf langen Reisen eher niedrig. Es steigt jedoch, je länger du im Flieger sitzt und je mehr individuelle Risikofaktoren bei dir bestehen. Wenn du dir unsicher bist, sprich vor Reisebeginn mit deinem Arzt. Er kann dir Tipps zur Vorbeugung einer Thrombose geben und in speziellen Fällen auch Hilfsmittel verschreiben, mit denen du dein Thromboserisiko senken kannst (Kompressionsstrümpfe).
Bin ich zum Fliegen fit genug?
Nach bestimmten Erkrankungen oder Eingriffen ist das Fliegen nicht immer sofort wieder möglich. Wenn du zum Beispiel eine Lungenembolie hattest, kann es sein, dass du für längere Zeit als fluguntauglich giltst. Auch bei einer Thrombose oder anderen schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen solltest du unbedingt mit deiner Ärztin oder deinem Arzt besprechen, ob eine Flug- oder Autoreise aktuell für dich infrage kommt. Das gilt auch dann, wenn du an einer chronischen Krankheit leidest, dich kürzlich verletzt hast, operiert wurdest oder einen Krankenhausaufenthalt hinter dir hast. In all diesen Fällen verlangen viele Fluggesellschaften einen Nachweis darüber, dass du gesundheitlich in der Lage bist, die Reise anzutreten.
Dafür kannst du dir von deiner Ärztin oder deinem Arzt eine sogenannte „Fit to fly“-Bescheinigung ausstellen lassen. Manche Airlines stellen dafür eigene Vordrucke oder digitale Formulare bereit, die du mitnehmen kannst. Für die Ausstellung dieses Attests kann ein Honorar anfallen. Du solltest das Dokument auf jeden Fall während deiner Reise bei dir haben, damit du es bei Bedarf vorzeigen kannst.
Ob deine Bescheinigung akzeptiert wird, prüft zunächst der medizinische Dienst der Fluggesellschaft. Diese Entscheidung kann ein paar Tage dauern – daher solltest du dich rechtzeitig darum kümmern. Trotzdem hat am Ende die Pilotin oder der Pilot das letzte Wort. Selbst wenn du ein ärztliches Attest dabei hast, kann es sein, dass du nicht mitgenommen wirst, wenn es aus Sicht der Crew Sicherheitsbedenken gibt.
Falls du auf Hilfsmittel wie einen Rollstuhl oder ein Sauerstoffgerät angewiesen bist, solltest du das frühzeitig bei der Airline anmelden. Die Bearbeitung solcher Anfragen kann Zeit in Anspruch nehmen. In einigen Fällen bieten Fluggesellschaften auch an, medizinisch geschultes Begleitpersonal oder spezielle Patientenliegen – sogenannte Stretcher – bereitzustellen. Solche Sonderlösungen sind jedoch freiwillig und hängen davon ab, was die Airline auf der jeweiligen Strecke leisten kann. Eine intensivmedizinische Betreuung ist an Bord eines Linienflugs grundsätzlich nicht möglich.
Experten-Wissen:
Wenn du schwanger bist, gelten ebenfalls besondere Regelungen. Meistens darfst du ab der 36. Schwangerschaftswoche nicht mehr fliegen, in manchen Fällen schon früher. Einige Airlines verlangen bereits ab der 28. Woche ein „Fit to fly“-Attest.
Deshalb gilt: Wenn du dir unsicher bist, ob du fit genug für den Flug bist, kläre das frühzeitig mit deiner Ärztin oder deinem Arzt ab und nimm rechtzeitig Kontakt zur Airline auf. So vermeidest du unangenehme Überraschungen und sorgst dafür, dass deine Reise sicher und reibungslos verläuft.
Wie kann ich einer Thrombose beim Fliegen vorbeugen?
1. Regelmäßige Bewegung: Steh alle ein bis zwei Stunden auf oder mach im Sitzen Fuß- und Beinübungen (zum Beispiel Zehenspitzenwippen, Füße kreisen).
2. Ausreichend trinken: Trink mindestens 0,25 Liter pro Flugstunde, am besten Wasser oder Kräutertee. Alkohol und Kaffee solltest du meiden – diese wirken entwässernd.
3. Bequeme Sitzhaltung: Sitz am besten aufrecht, Beine nicht übereinanderschlagen, Knie nicht stark beugen.
4. Engen Fußraum vermeiden: Verstau dein Handgepäck so, dass deine Beine Bewegungsfreiheit haben. Wenn möglich, wähl einen Platz am Gang.
5. Lockere Kleidung tragen: Wähl nicht einengende Kleidung und flache Schuhe. Die Schuhe kannst du bei längerem Sitzen ruhig ausziehen.
6. Beruhigungs- und Schlafmittel vermeiden: Diese können die Muskelspannung herabsetzen und die Bewegung einschränken.
7. Kompressionsstrümpfe nutzen (je nach persönlichem Risiko): Knielange medizinische Strümpfe helfen, den Blutfluss zu fördern – bei bestimmten Vorerkrankungen solltest du die Verwendung unbedingt mit dem Arzt absprechen.
8. Blutverdünnende Medikamente (bei hohem Risiko): Nur nach ärztlicher Rücksprache sinnvoll – zum Beispiel bei früheren Thrombosen oder schweren Begleiterkrankungen.
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