Heimweh bei Erwachsenen

Junger Mann bekämpft Heimweh bei Erwachsenen mit Freude am Telefon

So gehst du damit um.

Heimweh kennst du bestimmt noch aus der Kindheit. Als es das erste Mal für ein paar Tage auf Klassenfahrt ging. Ein mulmiges Gefühl im Bauch, Traurigkeit und Unlust, während die anderen sich amüsieren. Dabei kennt Heimweh kein Alter. Auch vor Erwachsenen macht die Sehnsucht nach zu Hause nicht halt. Und Heimweh kann sich ganz verschieden äußern. Ob ein Umzug in eine andere Stadt, ein Auslandssemester, Zusammenzug mit dem Partner in einen anderen Ort oder auch die Flucht aus der Heimat aus unterschiedlichen Gründen kann bei Erwachsenen Heimweh auslösen. Wie du das Gefühl richtig einordnest und was du bei Heimweh am besten unternimmst, damit es dir besser geht, erfährst du im Magazin. 

Wann und wie äußert sich Heimweh bei Erwachsenen?

Die Gründe sind vielfältig und so individuell wie die Menschen selbst. Manche spüren Heimweh, wenn der Duft eines bestimmten Gerichts Erinnerungen an die heimische Küche weckt. Andere, wenn die Melodie eines Liedes die Gedanken zurück in die Unbeschwertheit der Jugend führt. Heimweh kann sich einstellen, wenn man fern von zu Hause aufwacht und das familiäre Morgenritual fehlt. Oder wenn Festtage nahen und die Distanz zu den Liebsten plötzlich unüberwindlich scheint.

Tipp unserer Expertin:
Portrait Anke Valkyser
Dr. med. Anke Valkyser, Leitende Ärztin der psychiatrischen Institutsambulanz am Knappschaftskrankenhaus Lütgendortmund

Tipp unserer Expertin:

„Es ist ein Gefühl, das oft in Zeiten großer Veränderungen auftritt – sei es durch einen Umzug, einen neuen Job oder andere Lebensereignisse, die uns physisch oder emotional von unserem Ursprungsort entfernen. Heimweh bei Erwachsenen ist nicht nur eine Sehnsucht nach einem Ort, sondern oft auch eine Sehnsucht nach einer Zeit, einem Gefühl, einer vertrauten Gemeinschaft oder der Unbeschwertheit, die einmal war“, sagt Dr. med. Anke Valkyser, Leitende Ärztin der psychiatrischen Institutsambulanz am Knappschaftskrankenhaus Lütgendortmund und Expertin der KNAPPSCHAFT.

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Es ist wichtig zu erkennen, dass Heimweh keine Schwäche oder ein Zeichen von Unabhängigkeit ist. Vielmehr ist es ein Zeichen für die tiefe Verbundenheit und Liebe zu den Menschen und Orten, die unser Leben geprägt haben. Es erinnert uns daran, wer wir sind und woher wir kommen.

Heimweh hält im weitesten Sinne die Erinnerung an unsere Wurzeln lebendig und verbindet uns auf unsichtbare Weise mit unserem Ursprung. Es lehrt uns, die Vergangenheit zu schätzen und gleichzeitig den Blick nach vorne zu richten, um neue Erinnerungen zu schaffen.

Junge Frau sitzt im Zug und hat Heimweh

Aber auch auf Geschäftsreisen, im Urlaub oder nach einem Umzug im selben Land kann sich Heimweh bei Erwachsenen äußern. Für viele ist dieses Gefühl zunächst ungewohnt und vielleicht gar nicht als solches erkennbar. 

Das sind Heimweh-Syptome:

  • Schlafstörungen
  • Kopfschmerzen 
  • Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme 
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Sich einsam fühlen, obwohl viel Kontakt besteht 
  • Eine geringe Frustrationstoleranz und Resilienz

Unwohlsein, Unlust und gehemmtes Selbstbewusstsein, Appetit-Veränderungen sind Anzeichen von Heimweh, die häufig auch bei kurzen Aufenthalten auftreten können.

Extra-Tipp:

Häufig kommt Heimweh eher bei Umzügen, längeren Reisen und Auslandsaufenthalten vor. Wichtig ist es jetzt, nicht in falsche Verhaltensmuster oder schlechte Coping-Strategien zu fallen. Mit Coping meinen Psychologen Strategien zur Stressbewältigung. Ein Beispiel für eine schlechte Coping-Strategie wäre zum Beispiel überdurchschnittlicher Alkoholkonsum, Essen, Shopping oder andere Muster. „Eine gute Coping-Strategie ist im Fall von Heimweh zum Beispiel, wenn du dich jemandem anvertraust”, erklärt Dr. med. Anke Valkyser.

Was tun gegen Heimweh als Erwachsener?

Der erste Schritt zum Umgang mit Heimweh ist die Anerkennung des Gefühls. Vielleicht hilft es dir zu wissen, dass Heimweh auch bei Erwachsenen aufkommen kann und darf. Du bist damit nicht allein.

Was hilft gegen Heimweh?

Hier einige Tipps gegen Heimweh bei Erwachsenen

  1. Triff dich mit neuen Bekanntschaften, Freunden oder Arbeitskollegen. Wichtig ist, dass du dich nicht isolierst. Auch wenn Zeit allein helfen kann, das Gefühl zu erkennen und damit umzugehen, sorgt gemeinsame Zeit mit anderen dafür, dass du im Hier und Jetzt lebst und auch wieder Freude empfinden kannst. 
  2. Lern neue Leute kennen. Das klappt am besten, wenn du etwas unternimmst, was dir Spaß macht und wo du Gleichgesinnte kennenlernst. Ob bei Kultur, Sport, Musik oder über Apps. In der heutigen Zeit kannst du dich auch online mit neuen Leuten vernetzen und verabreden.
  3. Nimm dir etwas vor. Das können Ausflüge sein, ein Museumsbesuch oder Spaziergänge. 
  4. Erstell dir eine Routine. Meist ist das Heimatgefühl an alte Routinen und Muster gebunden. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und bekannte Abläufe geben Halt und Sicherheit. Mit einer neuen Routine zum Einkaufen oder bekannten Wegen, Veranstaltungen und Sport schaffst du dir einen sicheren Rahmen für deinen neuen Alltag. 
  5. Lass dir Zeit. Ein Gefühl von Wohlbefinden oder gar Zuhause kommt nicht von heute auf morgen. Und das muss es auch gar nicht. Es ist wichtig, dass du dir nicht zu viel vornimmst oder dein Heimweh unterdrückst. 
  6. Halt den Kontakt nach Hause. Auch wenn du dich auf deine Zeit im Hier und Jetzt konzentrierst, solltest du den Kontakt zu deinen Freunden und zu deiner Familie halten. 
Junger Mann leidet an Heimweh bei Erwachsenen und telefoniert mit der Familie

Kurzfristig kann bei Heimweh auch ein Anruf nach Hause helfen. Oder Fotos deiner Familie und Freunde. Wichtig ist, dass du dich danach auch wieder auf die schönen Dinge vor Ort konzentrierst und nicht im Heimweh versinkst.

Nicht jeder oder jede reagiert gleich auf Heimweh. Einige verspüren die Sehnsucht nach zu Hause stärker. Andere vielleicht gar nicht. Im schlimmsten Fall kann Heimweh psychische Probleme nach sich ziehen. Solltest du merken, dass du keine Freude mehr im Alltag hast und dich isolierst, such dir professionelle Hilfe.


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2 Kommentare:
  • —ich bin eine 72 jährige Frau und kenne das Gefühl Heimweh sehr gut. Ist es der Wunsch wieder die unbeschwerte Zeit der Kindheit- so bis 10 -12 Jahren wieder haben zu wollen? Mich begleitet es immer wieder mal sehr stak, dann abgeschwächt. Aber lastend immer da! Mein Leben war sehr unruhig mit vielen Umzügen und Verlusten geliebter Menschen verbunden. Nicht nur durch einen Todesfall sondern auch durch Streitigkeiten. Vielen Ortwechsel und neu anfangen. Jetzt ist es wieder stark da! Wir sind ca 200 km weiter weg gezogen und das in unserem Alter! Hier neue Bekannte /Freunde aufzubauen ist sehr schwer. Meiner Erfahrung nach sollte man mit 50 Jahren sein Platz wirklich gefunden haben. Sich bemühen mit „Freunden“ und Kinder im Kontackt zu bleiben. Kinder sollten sich um ihre Eltern kümmern und sich fragen wer für sie da waren als sie selbst Hilfe brauchten. Es scheint sich um zu kehren– im Alter werden die Eltern hilfsbedürftig –so wie die Kinder es in den jungen Jahren waren. Viel zu viele Alte werden im Stich gelassen , warum ist das so? Ich bedanke mich hier bei meinen 2 Söhnen –die sind wirklich für mich/uns da! ich muss wohl doch irgendwas in deren Kindheit richtig gemacht haben. wenn ich sehe was aus ihnen geworden ist. UNSERE Tochter lässt sich leider sehr von ihrem Mann beeinflussen , ihre Kinder dürfen uns nicht sehen. Wir sie auch nicht. Was sie damit ihren Kindern an? Die werden sie -weil sie es so lernen- auch ihre Mutter allein lassen wenn sie alt ist . Ich wünsche Dir liebe R..di , dass es dir nicht so ergeht. Melde dich bitte! ich bleibe deine Mutter auch wenn du es gern andres hättest.

    • Liebe 72jährige Dame,
      man hört die Verbitterung in Ihren Worten. Ich fürchte, dass dies einer Versöhnung ebenso im Weg steht, wie die Einstellung Ihrer Tochter.
      Meine Mutter nutzt dem Teil der Kinder gegenüber, die den Kontakt abbrachen, ebensolche Worte, wenn sie über sie spricht und Wörter wie „undankbar“.
      Als Elternteil bleibe ich meinen Kindern gegenüber bis an mein Lebensende offen. Sie sind frei. Und wenn sie keinen Kontakt wollen sollten, dann wird es seine Gründe haben, egal ob dies an mir oder den Umständen liegt.
      Ich werde niemals aufhören, sie zu lieben und ihnen die Tür aufzuhalten.
      Kinder sind nicht an uns gebunden. Sie sind frei.
      Die Freude ist sehr groß, wenn sie dennoch immer wiederkehren. Alles Gute!
      Chris

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