Gesund ernähren, aber wie?

Eine Frau nimmt eine Erdbeere von einem Teller mit Obst

Ernährungsexpertin Sarah Schwietering im Interview.

Familie, Job, Verpflichtungen und Termine – bei einem vollgepackten Alltag auch noch auf gesunde Ernährung zu achten, ist nicht immer leicht.

Im Interview verrät Sarah Schwietering, Ernährungsberaterin im Bergmannsheil in Gelsenkirchen Buer, wie du es dennoch schaffen kannst und worauf du achten solltest.

Sarah Schwietering Ernährungsexpertin der KNAPPSCHAFT

Wie sieht eine gesunde Ernährung überhaupt aus?

Gesunde Ernährung ist vor allem bunt, abwechslungsreich und vielseitig. Einseitige Ernährungskonzepte sollten also dringend vermieden werden.

Worauf sollte ich besonders achten, wenn ich mich gesund ernähren will?

Wer gesund essen möchte, sollte möglichst auf unverarbeitete Produkte zurückgreifen, die saisonal und regional ausgewählt werden. Je geringer der Verarbeitungsgrad eines Lebensmittels ist, umso besser. Ein Salatkopf ist zum Beispiel gesünder als geschnittener Tütensalat und ein selbst hergestelltes Kartoffelpüree ist besser als Püreeflocken, die mit Wasser angerührt werden. Ein erster Hinweis auf gesunde Produkte liefert auch der Nutri-Score auf der Verpackung. Wir liefern dir die wichtigsten Informationen zur Nutri-Score-Bedeutung.

Welche Tipps und Ratschläge gibt es für Berufstätige?

Mein erster Tipp:

Plan deine Mahlzeiten und kauf dementsprechend ein – und zwar mit Einkaufszettel.

Zweiter Tipp:

Vorbereitung spart Zeit, Geld und Kalorien. Am besten bereitest du dein Mittagessen für den nächsten Tag gemeinsam mit dem Abendessen vor.

Dritter Tipp:

Geh nicht zu oft einkaufen. Ein größerer Einkauf pro Woche reicht in der Regel aus. Ergänzt um einen kleineren für frische Lebensmittel nach der Hälfte der Woche. Auf diese Weise sparst du Zeit, Geld und den ein oder anderen Griff ins Süßigkeitenregal.

Besonders die erste Phase einer Ernährungsumstellung ist die schwierigste. Wie kann ich mich dennoch motivieren?

Das Wichtigste ist, das Ziel im Auge zu behalten. Wenn du beispielsweise mit der Ernährungsumstellung deine Blutwerte verbessern möchtest, vereinbare regelmäßige Kontrolltermine. Und sei nicht zu streng mit dir. Bei aller guter Absicht ist ein rigides Verbot bestimmter Lebensmittel, Lieblingsspeisen oder Getränke in der Regel kontraproduktiv und schürt die Lust auf eben diese Dinge besonders. Gestattet man sich also eine kleine Portion „Leckerei“ pro Tag, ist das förderlich für Genussempfinden und Zufriedenheit. Helfen können zudem kleine Belohnungen für das eigene Durchhaltevermögen. Ob ein Besuch bei der Kosmetikerin, ein Saunaabend oder ein neues Buch – sei kreativ.

Die Gefahren eines zu hohen Fett- und Zuckerkonsums sind bekannt. Gibt es Lebensmittel, auf die ich deshalb komplett verzichten sollte?

Fett und Zucker sind nicht gleich Fett und Zucker. Die Qualität ist ausschlaggebend und die Dosis macht das Gift. Hochwertige Pflanzenfette sind ein unerlässlicher Baustein unserer Ernährung, aber auch dabei gilt: Zu viel des Guten ist immer noch zu viel. Vermeiden solltest du im besten Falle Palm- und Kokosfett sowie hochverarbeitete Industrieprodukte. Letztere weisen nämlich enorme Zuckermengen auf. Doch denk daran: Rigide Verbote schüren Gelüste. Also lieber selten mit Bedacht ein zuckerreiches Lebensmittel auswählen, als sich alles zu verbieten.

Welche gesunden Alternativen gibt es zu Schokolade, Gummibären und Co.?

Immer wieder liest man, dass Trockenfrüchte eine tolle Alternative zu Schokolade sein sollen. In der Realität trifft dies aber selten zu. Denn wer Schokolade liebt, ist meist nicht mit Rosinen zufrieden. Viel besser ist es, die Menge der Lieblingssüßigkeit im Auge zu behalten und eine besonders hochwertige Schokolade in kleiner Menge ausgiebig zu genießen. Bei wem es aber vor allem um Heißhunger auf Süßes geht, der sollte vor allem seine Hauptmahlzeiten unter die Lupe nehmen. Oft ist der Sättigungseffekt zu gering und bald stellt sich Süßhunger ein.

Was können Personen machen, die ungern kochen?

Zwei vorbereitete, gesunde Mahlzeiten in Einmachgläsern

Wenn du ungern in der Küche stehst, kannst du etwas größere Mengen vorkochen und somit mehrere Tage abdecken. Einfrieren geht natürlich auch. Um gesund zu essen, muss aber ohnehin keine Mammutaufgabe am heimischen Herd gelöst werden: Mit Vollkornprodukten, Obst, Gemüse und mageren Milchprodukten kannst du ohne viel Aufwand gesund essen. Ein Vollkornbrot mit Quark, Avocado, Tomate und Kresse erfordert keinen Meisterkoch. Und auch aus den restlichen Vollkornnudeln vom Abendessen ist mit einer Handvoll Rucola, Tomaten, Paprika und etwas Kochschinken ein fixes Mittagessen für den nächsten Tag zusammengerührt.

Gibt es eine Prognose für den nächsten gesunden „Food-Trend“?

Man sollte meinen, langsam hätten wir alle Trends durch. Vieles wiederholt sich ja bereits. Wirklich gesund ist von all dem kaum etwas. Zumindest nicht ohne genauer hinzusehen. Denn viele Konzepte neigen zur Einseitigkeit und können somit Fehl- und Mangelernährung begünstigen. Der einzig wirklich gesunde Ansatz der letzten Jahre ist das „Clean Eating“. Das gab es allerdings vor einiger Zeit schon einmal, nur unter anderem Namen. Es handelt sich nämlich um nichts anderes als die gute alte Vollwertkost. Das klingt nur nicht so chic und trendy. Im Grunde geht es dabei vor allem um eine saisonale, regionale Auswahl möglichst unverarbeiteter Lebensmittel und ums „Selber zu Hause kochen“.

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