Was steckt dahinter?
80 Prozent der Menschen in Deutschland leiden aktuellen Studien zufolge mindestens einmal in ihrem Leben an Rückenschmerzen. Warum Rückenschmerzen eine Volkskrankheit sind und was du für einen gesunden Rücken tun kannst, erfährst du in unserem Magazin-Beitrag.
- Kreuzschmerzen – welche Ursachen gibt es?
- Akute oder chronische Schmerzen?
- Volkskrankheit Rückenschmerzen, doch wann zum Arzt?
- Wie werden die Probleme behandelt?
Kreuzschmerzen – welche Ursachen gibt es?
Schmerzen im Rücken können viele verschiedene Ursachen haben. Oft liegt der Grund in unserer Lebens- und Arbeitsweise. Und unserem Bewegungsmangel. Viele Berufe werden im Sitzen und vor dem Computer ausgeübt. Die Mittagspause verbringen wir in der Regel im Sitzen in der Kantine oder der Teeküche. In der Folge verbringen wir täglich acht Stunden oder mehr weitgehend bewegungsarm. Auch den Weg zur Arbeit oder nach Hause legen wir meistens im Auto oder einem öffentlichen Verkehrsmittel zurück. Nach Feierabend setzen wir den Bewegungsmangel häufig fort, indem wir es uns auf der Couch so richtig gemütlich machen.
Tipp unseres Experten:
„Ein gesunder Rücken braucht regelmäßige Bewegung. Aber oft sind Muskulatur, Sehnen, Knochen und Gelenke rund um die Wirbelsäule schlicht nicht im Training. Der Mensch ist nicht für langes Sitzen gemacht“
Expertenprofil lesenAuch eine falsche Sitzhaltung und unpassende Sitz- oder Schlafmöbel können Probleme verursachen. Durch Fehlhaltungen oder einseitige Belastungen kommt es zu Muskelverspannungen und Schmerzen.
Natürlich gibt es auch krankheitsbedingte Auslöser für Schmerzen im Kreuz. Dazu zählen zum Beispiel Bandscheibenvorfälle. Die Bandscheiben bestehen im Kern aus weichem, gelartigem Material. Sie dämpfen Stöße ab und halten die Wirbelsäule beweglich. Wenn der gelartige Kern der Bandscheibe seinen Faserring durchbricht und auf Nerven drückt, kann das starke Schmerzen bis hin zu Taubheitsgefühlen und Lähmungserscheinungen in Armen oder Beinen verursachen. Je nachdem, in welchem Teil der Wirbelsäule der Vorfall auftritt.
Auch Muskelverletzungen oder Brüche im Wirbelbereich – durch einen Unfall – können starke Beschwerden verursachen. Ein weiterer Risikofaktor für die Volkskrankheit Rückenschmerz ist starkes Übergewicht. Wer dauerhaft zu viele Pfunde mit sich herumschleppt, belastet Gelenke, Muskeln und Sehnen übermäßig – auch im Rücken.
Bei Rückenschmerzen solltest du aber nicht nur an körperliche Krankheiten denken. Wenn du dauerhaft Stress hast oder an einer psychischen Erkrankung wie Depression leidest, kann sich das auf deinen Rücken auswirken. Die Anspannung überträgt sich auf die Muskeln und sorgt für Schmerzen.
Akute oder chronische Schmerzen?
Akute Rückenschmerzen treten plötzlich auf und halten nur kurze Zeit an. Oft verschwinden sie in wenigen Tagen oder Wochen von allein. Sie treten oft nach einer starken Belastung oder einer plötzlichen falschen Bewegung auf. Das ganze Wochenende mit Freunden Umzugskartons geschleppt oder es mit den Yogaübungen übertrieben? Dein Rücken teilt dir mit den Schmerzen mit, dass es ihm zu viel war. Mitunter reicht auch schon eine plötzliche Drehung des Kopfes oder der Wirbelsäule und schon hast du den Salat.
Als chronische Schmerzen bezeichnet man dagegen Schmerzen, die über einen Zeitraum vom mehr als zwölf Wochen andauern. Sie können auf ernsthafte organische Probleme hindeuten oder auf die Ausprägung eines Schmerzgedächtnisses. Unser Körper ist in der Lage, sich Schmerzen zu merken und die Empfindung sozusagen abzuspeichern. Das Gemeine daran: Auch wenn die ursprüngliche Ursache nicht mehr vorhanden ist, haben Patienten weiterhin Schmerzen.
Volkskrankheit Rückschmerzen, doch wann zum Arzt?
Bei plötzlichen starken Schmerzen und folgenden Begleitsymptomen solltest du zum Arzt gehen und die Ursache abklären lassen:
- zunehmende Muskelschwäche oder Gefühlsstörungen an Armen, Beinen oder im Genitalbereich
- keine vollständige Kontrolle über Blase und Darm oder Gefühlsstörungen im Gesäßbereich
- starke Schmerzen in den Beinen, die über das Knie oder den Fuß ausstrahlen und mit Taubheit oder Kribbeln verbunden sind
- unfreiwilliger Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit
- starke Schmerzen, Fieber, Schüttelfrost oder Schwitzen in der Nacht
Auch bei chronischen Rückenproblemen solltest du dich auf jeden Fall in ärztliche Behandlung begeben. Chronische Beschwerden – insbesondere bei der Volkskrankheit Rückenschmerzen – schränken dich nicht nur in deiner Lebensqualität ein. Je länger sie andauern, umso schwieriger sind sie zu behandeln. Daher ist es wichtig, dass ein Arzt feststellt, woher deine Schmerzen kommen.
Wie werden die Probleme behandelt?
Experten-Wissen:
Dr. Markus Bruckhaus-Walter erklärt: „Die Behandlung der Kreuzschmerzen hängt vom Auslöser ab. Je nachdem, ob die Ursache organisch oder psychisch ist, können verschiedene Therapien helfen.“
Ihnen allen gemeinsam ist der Versuch, die Betroffenen wieder beweglich zu machen. „Zu den großen Irrtümern gehört, dass viele Patientinnen und Patienten, die unter Rückenschmerzen leiden, meinen, sich schonen zu müssen. Dabei ist Bewegung gerade dann auch wichtig“, sagt der Sportmediziner.
Denn Schonhaltungen und das Vermeiden von Bewegung verschlimmern in der Regel die Situation. Ein erster Schritt kann deshalb die akute Schmerzbehandlung sein. Wer möchte sich schon bewegen, wenn genau das weh tut? Welche Schmerzmittel zum Einsatz kommen, muss dein Arzt oder deine Ärztin entscheiden.
Wichtig ist auch, dass Patientinnen und Patienten lernen, sich moderat und rückenschonend zu bewegen. Eine Physiotherapie kann dabei helfen. Die Therapeuten können dir auch Tipps dazu geben, welche Sportarten für Rückenpatienten besonders geeignet sind.
Zu Hause kannst du deine Beschwerden mit Wärme behandeln, zum Beispiel mit einem Kirschkernkissen oder einer Wärmflasche. Die Wärme lockert deine Muskeln, löst Verspannungen und lindert so die Schmerzen.
Bei akuten Schmerzen hilft oft auch die sogenannte Stufenlagerung. Leg dich dazu mit dem Rücken auf eine Decke auf den Boden. Leg deine Unterschenkel auf einem Hocker oder ähnlichem ab, sodass dein Hüft- und Kniegelenk in etwa einen 90-Grad-Winkel bilden. Schiebe das Gesäß bis an den Hocker an, sodass die Lendenwirbelsäule flach auf dem Boden liegt. Rückentraining für zu Hause hilft auch zur Vorbeugung.
Extra-Tipp:
„Diese Übung eignet sich gut für akute Schmerzen in der Lendenwirbelsäule wie etwas beim Hexenschuss, da sie die Bandscheiben entlasten und den Druck auf die Nervenwurzeln mindern kann“, betont Dr. Markus Bruckhaus-Walter.
Wenn dein Rückenschmerz durch psychische Belastungen ausgelöst wurde, sind Entspannungsübungen eine gute Therapie. Achte darauf, dass die Übungen für Menschen mit Rückenschmerzen geeignet sind und du gut angeleitet wirst. Versuch, Stressfaktoren in deinem Leben zu verringern und dir Auszeiten vom Alltag zu nehmen. Damit tust du deiner Seele und deinem Rücken etwas Gutes.
Entspannungstechniken kannst du zum Beispiel in einem zertifizierten Gesundheitskurs erlernen, den wir übrigens mit bis zu 80 Euro bezuschussen. In der Datenbank der Prüfstelle Prävention findest du ein großes Angebot an Kursen zu Entspannung, Stressreduktion und sanfter Bewegung.