Schulstress – was tun, wenn Kinder überlastet sind?

Teenager Junge sitzt mit Schulstress im Klassenraum

Mit Schulstress umgehen und vorbeugen.

Stress und Überforderung sind typische Probleme von Erwachsenen? Auch Heranwachsende können vom Alltag überfordert sein. Wir haben mit Dr. Matthias Weniger, Geschäftsführer des Instituts für Stressmedizin Rhein-Ruhr (ISM) und Experte der KNAPPSCHAFT, über das Problem gesprochen. Was Kinder stresst und wie Eltern Stress vorbeugen können, erfährst du in unserem Magazin-Beitrag.

Schulstress-Symptome: Welche Warnzeichen für Stress gibt es bei Kindern und Jugendlichen?

Stress äußert sich häufig durch körperliche Symptome. Dazu gehören Magen-Darm-Probleme und Rücken- oder Kopfschmerzen, für die sich keine organische Ursache finden lässt. Mitunter zeigen gestresste Kinder auch folgende Symptome:

  • Appetitlosigkeit
  • Schlafprobleme
  • Antriebslosigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten

Stress macht uns krank, wenn es keine Phasen der Entspannung und des Abschaltens mehr gibt. Das gilt für Schulstress bei Kindern und Jugendlichen ebenso wie für beruflichen Stress im Erwachsenenalter. Wenn unser Körper und unsere Seele aus dem Erregungszustand nicht mehr herauskommen und sich unsere Gedanken wie in einem Hamsterrad im Kreis drehen.

Was sind die Auslöser für Stress bei Kindern?

Zum einen lösen zeitliche Probleme bei Kindern Stress aus. Die Eltern meinen es gut und möchten ihre Kinder fördern. Sportverein, Musikschule, Sprachkurse nach Kita oder Schule – der Alltag von Kindern ist oft genauso vollgepackt wie der von Erwachsenen. In der Folge haben Sie kaum Zeit für sich selbst. Zum anderen können persönliche Belastungen für Stress sorgen. Beispiele sind:

  • Trennung der Eltern
  • zu hohe Ansprüche
  • Druck, gute Noten oder gute Leistung bringen zu wollen
  • der Vergleich mit anderen Kindern und deren schulischen Leistungen
Teenager Mädchen schaut traurig aus dem Fenster wegen Schulstress

Bei Heranwachsenden begünstigen zusätzlich körperliche und hormonelle Veränderungen eine Unausgeglichenheit. Gerade für Schülerinnen und Schüler ist es schwer, weil ihre Persönlichkeit noch nicht gefestigt ist und sie sehr stark von den Reaktionen ihres sozialen Umfelds geprägt werden. Hinzu kommen soziale Medien, die zusätzlichen Druck aufbauen. Das macht junge Menschen anfälliger für stressbedingte Probleme.

Gibt es eigentlich auch positiven Stress?

Eine bevorstehende Prüfung, ein Theater-Auftritt oder ein Sport-Wettbewerb können uns motivieren, unser Bestes zu geben. Auch neue Herausforderungen wie das Erlernen eines Instruments oder einer neuen Sprache, eine geplante Urlaubsreise oder ein Praktikum sind im guten Sinne motivierend.  

Wie hat sich Corona auf die Stress-Situation der Kinder ausgewirkt?

Gerade für Kinder und Jugendliche war diese Zeit sehr belastend. Junge Menschen haben in der Regel ein viel stärkeres Bedürfnis nach sozialer Nähe und Aktivität als Erwachsene. Zudem ist das Zusammensein in der Gruppe wichtig, um die eigene Persönlichkeit zu entwickeln und soziale Kompetenzen zu erlernen. Zudem war es gerade für kleine Kinder schwierig zu verstehen, warum sie plötzlich nicht mehr auf den Spielplatz, ins Schwimmbad oder in die Kita durften. Hinzu kamen die Belastungen durch das monatelange Distanzlernen – oftmals unter schwierigen technischen Bedingungen und in beengten Wohnverhältnissen. Aktuell lässt sich noch nicht vollständig absehen, welche Folge das haben wird. Allerdings hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die bei Psychotherapeuten vorstellig werden, bereits deutlich erhöht. 

Was hilft gegen Schulstress?

Tipp unseres Experten:
Dr. med. Matthias Weniger
Dr. med. Matthias Weniger, Geschäftsführer des Instituts für Stressmedizin (ISM)

Tipp unseres Experten:


„Eltern sollten darauf achten, dass Kinder und Jugendliche nicht an jedem Tag der Woche und auch noch am Wochenende verplant sind. Mindestens ein bis zwei Nachmittage in der Woche sollten frei bleiben, an denen das Kind sich selbst beschäftigen und eigene Verabredungen treffen darf. Es ist ebenso wichtig, unseren Kindern qualitativ hochwertige Zeit zu schenken, in der wir uns intensiv mit ihnen beschäftigen und sie einfach Kind sein lassen“, erklärt Dr. Matthias Weniger, Geschäftsführer des Instituts für Stressmedizin Rhein-Ruhr (ISM).

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Zudem helfen ein geregelter Tagesablauf und Rituale, um zur Ruhe zu kommen. Ein warmes Bad, ein entspannendes Hörbuch, bei kleinen Kindern eine Vorlesegeschichte oder eine gemeinsame Kuschelzeit helfen beim Abschalten vom Tag. Auch eine gesunde Ernährung, die unseren Körper mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt, macht uns belastbarer.

Es gibt einige Lebensmittel, die besonders positive Effekte auf den gestressten Körper haben. Obst und Gemüse mit Vitamin C haben eine wichtige Aufgabe für unser Nervensystem. Vitamin C-Bomben sind unter anderem rote Paprika, Broccoli, Grünkohl, Rosenkohl, Kiwi, Zitrusfrüchte, Papaya oder Erdbeeren. Bananen sind lecker und ein Stresskiller. Walnüsse, Pistazien und Haselnüsse sind bekannt als Nervennahrung. Wer gerne Nüsse knabbert, kann Schulstress besser bewältigen.

Schulstress – was tun?

Wenn Eltern das Gefühl haben, dass sich ihr Kind massiv verändert, sich auffällig zurückzieht, dauerhaft bedrückt und traurig wirkt, verstärkt körperliche Symptome oder sogar Anzeichen für Selbstverletzungen auftreten, sollten sie auf jeden Fall ein Gespräch anbieten. Wichtig ist, das Kind nicht noch mehr unter Druck zu setzen oder ihm Vorwürfe zu machen, sondern zu signalisieren: „Ich bin da und höre dir zu – egal um welches Problem es geht.“

Mutter ist besorgt um junge Tochter mit Schulstress

Die Gesundheit deines Kindes ist uns wichtig. Deswegen übernehmen wir zusätzlich drei weitere U-Untersuchungen, um die altersgerechte Entwicklung im Blick zu behalten. Dazu zählen die U10 (7.-8. Lebensjahr), die U11 (9.-10. Lebensjahr) sowie die J2 (16.-17. Lebensjahr). Das gehört nicht zum Standard der gesetzlichen Krankenkassen. Weitere Infos dazu findet du unter Vorsorge für Kinder und Jugendliche – KNAPPSCHAFT | KNAPPSCHAFT

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