Warum lassen die Augen nach?
Weit verbreitet ist der Glaube, dass die Augen durchs Tragen einer Brille oder auch einer Lesebrille schlechter werden. Viele Menschen haben die Sorge, dass durch das ständige Tragen einer Sehhilfe ihre Augen und auch das Gehirn „faul“ werden. Dadurch könnte sich ihre Sehkraft immer weiter verschlechtern. Doch was ist dran an diesem Mythos? In diesem Beitrag räumen wir mit Missverständnissen auf und beantworten wichtige Fragen rund um das Thema Brillen und Sehvermögen und geben dir zwei Übungen für deine Augen an die Hand.
- Seit wann gibt es Sehhilfen, wie wir sie kennen?
- Werden die Augen schlechter, wenn du eine Brille trägst?
- Schlechter Sehen im Alter.
- Auch die Augen haben Stress.
- Sind Kontaktlinsen schlecht für die Augen?
Seit wann gibt es Sehhilfen, wie wir sie kennen?
Übrigens: Brillen und das Wissen, dass durch Glas das Licht gebrochen wird und dadurch die Sehkraft verbessert werden kann, gibt es bereits seit der Antike. Sogenannte Lesegläser gab es dann später bei schreibenden Mönchen im Mittelalter. Ihre Aufgabe war die Vervielfältigung religiöser Schriften und sie brauchten daher eine gute Sicht auf ihre Schrift, für eine qualitativ hochwertige Arbeit. Auf Bildern in italienischen Kirchen aus dem 14. Jahrhundert sind bereits Mönche mit den Vorläufern heutiger Brillen abgebildet.
Werden die Augen schlechter, wenn du eine Brille trägst?
Gleich die wichtigste Frage zuerst und die kurze Antwort darauf lautet: Nein. Das Tragen macht deine Sehkraft nicht schlechter. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass das Tragen einer Sehhilfe das Auge „abhängig“ macht. Oder dass sich die Sehleistung schneller verschlechtert, wenn du dir die Brille aufsetzt, die auf deine eigene Fehlsichtigkeit angepasst ist. Sie ist viel mehr dazu da, Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit oder Hornhautverkrümmungen zu korrigieren, sodass die tragende Person schärfer und klarer sehen kann. Sie ändert aber nicht den physiologischen Zustand der Augen.
Tipp unseres Experten:
„Fehlsichtigkeit entsteht meist wegen genetischer Veranlagungen oder natürlichen Prozessen des Alterns. Wenn die Sehkraft trotz des Tragens einer Brille schlechter wird, liegt das in der Regel an der natürlichen Entwicklung des Auges und nicht daran, dass über eine lange Zeit eine Brille getragen wurde“, erläutert Prof. Dr. med. Burkhard Dick, Direktor der Universitäts-Augenklinik der Knappschaftsklinik Bochum. „Tatsächlich stellt die Brille eine Unterstützung für das Auge dar, indem sie die Lichtstrahlen korrekt auf die Netzhaut bündelt. So macht sie scharfes Sehen überhaupt möglich. Es ist jedoch wichtig, eine Brille mit der richtigen Sehstärke zu tragen. Eine einmal falsch angepasste Brille, die die Lichtstrahlen nicht korrekt auf die Netzhaut fokussiert, kann zu Kopfschmerzen, Schwindel und Augenbelastung führen. Dies ist jedoch nur vorübergehend und beeinträchtigt das Auge nicht dauerhaft“, so der Augen-Experte Dick weiter.
Schlechter Sehen im Alter.
Viele Menschen merken, dass sich ihre Sehkraft im Laufe der Zeit verschlechtert, selbst wenn sie regelmäßig eine Brille tragen. Das liegt dann aber nicht an der Brille selbst. Es sind ganz natürliche Prozesse, denen der menschliche Sehapparat unterworfen ist. Die Verschlechterung der Sehkraft kann vielmehr auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden:
Viele Fehlsichtigkeiten sind genetisch bedingt. Bist du ein Kind von Eltern, die auch schon an Kurz- oder Weitsichtigkeit gelitten haben? Dann ist es ziemlich wahrscheinlich, dass du ein Brillenträger beziehungsweise eine Brillenträgerin werden könntest. Diese sogenannte Veranlagung führt oft dazu, dass sich die Sehkraft im Laufe des Lebens verändert.
A propos Kind: Wenn bei kleinen Kindern in den ersten Lebensjahren erkannt wird, dass sie unscharf sehen, sollte das so schnell wie möglich korrigiert werden. Denn nur so lernen sie das scharfe Sehen genauso wie lesen und schreiben. Kinder sollten daher eine vom Augenarzt beziehungsweise von der Augenärztin verordnete Brille immer tragen, auch wenn sie davon zunächst meist nicht begeistert sind.
Experten-Wissen:
„Mit zunehmendem Alter verändert sich dein Körper, und das gilt gewiss auch für die Augen. Ab einem Alter von etwa 40 Jahren tritt bei vielen Menschen eine sogenannte Alterssichtigkeit auf. Das führt dazu, dass das Sehen in der Nähe unscharf wird. Gerade diese altersbedingte Verschlechterung der Sehkraft hat nichts mit dem Tragen einer passenden Brille zu tun, sondern ist eine natürliche Folge des älter Werdens“, verdeutlicht Prof. Dr. med. Burkhard Dick die Situation.
Auch die Augen haben Stress.
Ein weiterer Grund für stärker werdende Sehschwäche: Heute verbringen die Menschen sehr viel Zeit vor Bildschirmen. Sei es am Computer, am Smartphone oder beim klassischen Fernsehen: immer blicken wir lange Zeit in ein und dieselbe Richtung. Das kann zu einer Überanstrengung der Augen führen, was bei Experten und Expertinnen als „digitaler Augenstress“ bekannt ist. Digitaler Augenstress macht sich meist ab circa zwei Stunden Bildschirmzeit bemerkbar. Gereizte Augen. Ermüdung des Augapfels, Trockenheit und manchmal sogar Schmerzen sind die häufigsten Symptome von Augenstress. Obwohl dieser Stress die Sehkraft vorübergehend beeinflussen kann, ist er in der Regel nicht die Ursache für einen dauerhaften Schaden des Sehvermögens.
Ist es besser, eine Brille zu tragen oder nicht?
Ob du eine Brille benötigst oder nicht, hängt von deiner individuellen Sehschärfe und dem Grad der Fehlsichtigkeit oder der Hornhautverkrümmung ab. Hat dein Augenarzt oder Optikerin eine verschrieben, ist es wichtig, sie auch zu tragen, um eine optimale Sicht zu gewährleisten und das Risiko durch Augenbelastungen zu reduzieren.
Die Vorteile des Tragens liegen auf der Hand. Du hast ein verbessertes Sehvermögen durch die korrigierte Fehlsichtigkeit und du kannst klar und scharf sehen. Du vermeidest Augenstress, denn ohne Korrektur müssen sich deine Augen sehr anstrengen, um zu fokussieren. Das kann zu leichten bis starken Kopfschmerzen oder auch schnell zu Müdigkeit führen. Du schützt deine Augen, denn viele Brillen bieten zusätzlich auch den Schutz vor UV-Strahlung und schädlichem Blaulicht. Das ist für Menschen, die viel Zeit im Freien oder vor Bildschirmen verbringen, besonders vorteilhaft.
In den meisten Fällen überwiegen die Vorteile des Tragens einer Brille deutlich die Nachteile, wie beispielsweise falsche Eitelkeit oder die Aussage, die immer wieder zu hören ist: „Mir wird keine Brille passen“. Es gibt eigentlich keinen Grund, auf eine Sehhilfe zu verzichten, wenn diese wirklich benötigt wird. Die Augen werden nicht schlechter wegen einer Brille.
Sind Kontaktlinsen schlecht für die Augen?
Kontaktlinsen sind in den letzten Jahrzehnten für viele eine beliebte Alternative geworden. Sie erkennen die Vorteile, insbesondere wenn es darum geht, ein breiteres Sichtfeld zu haben und sportliche Aktivitäten ohne Einschränkungen und Verletzungsgefahr auszuführen.
Die Vorteile von Kontaktlinsen sind beispielsweise das natürliche Sehen, da Kontaktlinsen direkt auf dem Auge sitzen. Das vermittelt ein natürlicheres Sehgefühl, weil es keine sichtbaren Ränder gibt wie bei Brillen. Die Bewegungsfreiheit funktioniert besser, vor allem beim Sport oder anderen Aktivitäten, bei denen eine Brille stören oder sogar eine Verletzungsgefahr darstellen könnte. Nicht zuletzt die Ästhetik, denn für manche Menschen ist das Aussehen ohne Brille einfach attraktiver. Kontaktlinsen sind praktisch unsichtbar und bieten eine unauffällige Lösung für Fehlsichtigkeit.
Können Kontaktlinsen die Sehkraft verschlechtern?
Extra-Tipp:
„Auch hier ist die Antwort klar: Kontaktlinsen verschlechtern die Sehkraft nicht. Allerdings ist es wichtig, dass auch Kontaktlinsen voll auf das eigene Auge angepasst sind. Außerdem sollten die Anweisungen zur Pflege und Tragezeit beachtet werden. Unzureichende Hygiene oder das Tragen der Linsen über die empfohlene Tragezeit hinaus führt zu Infektionen oder Entzündungen und kann das Auge schädigen und das Sehvermögen beeinträchtigen“, weiß Prof. Dr. med. Burkhard Dick.
Tipp unserer Expertin:
Barbara Brugger, Expertin für betriebliches Sehtraining, empfiehlt einen bewussten Umgang mit der Brille. Das bedeutet, diese dafür zu nutzen, die Augen bei einer Leistung wie am Computer zu entlasten, die Augen am Arbeitsplatz zu entspannen und in der Freizeit zu trainieren. Mit gezielten Übungen kann die Sehkraft sogar verbessert werden.
Drei Verhaltenstipps und kostenlose Übungen gibt es in der App „Augen entspannen“.
Expertinnenprofil lesenZwei Übungen für die Augen
Du schaust ja aktuell auf den Bildschirm, hier haben wir zwei Übungen für dich, die dir helfen, deine Augen direkt zu entspannen.