Wie verändert Social Media das Schönheitsideal?

Jungs machen ein Foto; Social media beeinflusst das Schönheitsideal auch bei Männern

Diesen Einfluss haben die sozialen Medien.

Schönheitsideale haben eine lange Geschichte: Schon in der Steinzeit spielte Aussehen eine Rolle – sehen können wir das zum Beispiel bei Höhlenmalereien. Heute begegnen uns Schönheitsideale vorrangig in den sozialen Netzwerken. Schönheitsideale sind kulturell geprägte Vorstellungen davon, was wir als attraktiv und erstrebenswert ansehen. Diese Vorstellungen beziehen sich meist auf Körperform, Hautfarbe, Gesichtszüge, Haar und den Kleidungsstil und variieren stark von Kultur zu Kultur sowie über verschiedene historische Epochen hinweg. Doch das Streben nach einem Ideal, das heute oft durch bearbeitete und gefilterte Bilder in den Medien gezeigt wird, kann zu Unzufriedenheit und psychischen Belastungen führen. Mehr dazu erfährst du im Magazin-Beitrag.

Wie sehen die heutigen Schönheitsideale auf Social Media aus?

Besonders Influencer prägen unser Schönheitsideal: Auf Instagram begegnen uns ständig perfekt inszenierte Bilder von Models und Prominenten. Diese Bilder zeigen makellose Körper, perfekte Haut und professionelles Make-up – ein Schönheitsideal, das nicht erreichbar ist. In der Welt der sozialen Medien scheint Perfektion der neue Standard zu sein. Dieses verzerrte Bild der Realität nimmt Einfluss auf unser eigenes Körperbild und Selbstwertgefühl.

Tipp unserer Expertin:
Dr. Marion Kolb, Expertin der KNAPPSCHAFT
Dr. Marion Kolb, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie

Tipp unserer Expertin:

Dr. Marion Kolb, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und Ärztliche Leiterin der Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie an der Bergmannsheil und Kinderklinik Buer Gelsenkirchen weist darauf hin: „Durch den ständigen Konsum solcher Inhalte kann es vorkommen, dass die Grenze zwischen Inszenierung und Realität im Kopf verschwimmt.  Wir verinnerlichen ein unrealistisches Körperbild und streben nach einem Schönheitsideal, das von Social Media auferlegt statt abgebildet wird. Eine Gefahr, der gerade Heranwachsende ausgesetzt sind.“

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Wie wirkt sich das auf die Konsumentinnen und Konsumenten aus?

Kinder und Jugendliche verbringen einen großen Teil ihrer Freizeit auf sozialen Netzwerken. Diese üben in den letzten Jahren, vor allem seit der Corona-Pandemie, einen enormen Einfluss auf unser Schönheitsideal aus. Selbstdarstellung rückt immer mehr in den Vordergrund. Insbesondere Instagram, eine der beliebtesten Plattformen bei jungen Erwachsenen, trägt maßgeblich dazu bei, wie wir Schönheit wahrnehmen und definieren.
Aber auch Erwachsene betrifft dieser Druck: Photoshop und Schönheitsfilter werden eingesetzt, um Hautunebenheiten zu beseitigen, Proportionen zu verändern und ein insgesamt makelloses Aussehen zu erzeugen. Mit wenigen Klicks können Bilder retuschiert, Körperformen verändert und Makel entfernt werden. Diese bearbeiteten Bilder suggerieren eine Perfektion, die in der Realität nicht existiert und verstärken den Schönheitswahn.

Experten-Wissen:

“Ständig konfrontiert mit diesen vermeintlich perfekten Bildern, vergleichen wir uns unweigerlich mit Anderen. Was wir auf unseren Displays sehen, scheint für Andere mühelos erreichbar, während wir uns mit unseren vermeintlichen Makeln und Unzulänglichkeiten konfrontiert sehen”, sagt Dr. Marion Kolb.

Studien zeigen, dass der Konsum solcher Inhalte auf Social Media zu Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, Essstörungen und psychischen Problemen wie Depressionen führen kann. Insbesondere bei jungen Frauen. Das medial vermittelte Schönheitsideal wird zur unerreichbaren Norm, der Druck und Frust erzeugt.

Frau sitzt am Handy und liest, wie social media das Schönheitsideal beeinflusst

Beleidigungen als Reaktion durch Frust und Druck.

Aber nicht nur das. Wo viel Aufmerksamkeit herrscht, ist auch viel Angriffsfläche. Abwertende Kommentare bis hin zu sogenannten “Shitstorms” sind keine Seltenheit. Ein Shitstorm bezeichnet eine plötzliche Welle an negativen Kommentaren. Das können Beleidigungen und Beiträge sein, die persönlich verletzend anstatt sachlich und argumentativ sind. Sogar Drohungen befinden sich teilweise unter den Kommentaren. 

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Content und Creator mit Body-Positivity als Gegenbewegung.

Glücklicherweise gibt es auch Bewegungen, die sich gegen diesen Schönheitswahn auflehnen. In den letzten Jahren wurden die oft unrealistischen und einseitigen Schönheitsstandards, die durch die Medien gefördert werden, zunehmend kritisiert. Kampagnen, Influencerinnen und Influencer sowie Kanäle, die sich für Körperpositivität und mehr Zugehörigkeit in der Mode- und Beautybranche einsetzen, fördern die Anerkennung verschiedener Körperformen, Hautfarben, Altersgruppen und weiterer Merkmale. 
So macht die Bodypositivity-Bewegung unter anderem mit #fürmehrrealität und #bodypositvity deutlich, dass alle Körperformen schön sind und fordert mehr Realität und Vielfalt in den Medien. Influencer und Prominente, die ihre unbearbeiteten Bilder teilen und für Selbstliebe werben, gewinnen an Popularität.

Umgang mit Schönheitswahn durch Social Media.

Das Bewusstsein für die mediale Darstellung zu stärken, ist ein wichtiger Punkt. Besonders bei Heranwachsenden. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Bilder in sozialen Medien oft nur eine geschönte Momentaufnahme darstellen. Hinter den Kulissen stecken viel Zeit, Mühe und professionelle Bearbeitung.  

Eltern können und sollten offen mit ihren Kindern darüber sprechen, welche Influencerinnen sie begeistern und warum. So zeigst du Interesse und schaffst ein ernstes Verständnis dafür, was deine Kinder gut finden, anstatt sie zu belehren. In einem ehrlichen Gespräch findest du eher heraus, was die vermeintlichen Vorbilder in den sozialen Netzwerken auslösen und wie sich dein Kind dabei fühlt. Hinterfrag vielleicht, welche Botschaften das Idol vermittelt oder wie es sich darstellt und ob sich das überhaupt mit den Ansichten, Werten und Interessen deines Kindes deckt.

Vielleicht helfen Kanäle, die mehr Realität abbilden, das glatte Bild der Social Media-Welt aufzubrechen. 

Ein weiterer wichtiger Punkt ist es, bei deinem Kind Selbstbewusstsein und vor allem Selbstvertrauen zu stärken. Sich den eigenen Stärken bewusst zu werden, hilft dem Selbstvertrauen enorm. Unterstütz dein Kind dabei, sich seiner Einzigartigkeit bewusst zu werden und sich weniger zu vergleichen oder gar abzuwerten. Dazu gehört etwa ein toller Freundeskreis oder eine bestärkende Familie und, dass es sich – mit deiner Hilfe – seiner eigenen Talente bewusst wird. 

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Tipps für ein gesünderes Körperbild.

Um dem negativen Einfluss von Social Media auf unser Körperbild entgegenzuwirken, ist es wichtig, die Plattformen bewusst und reflektiert zu nutzen. Unabhängig vom Alter.

  • Entfolg Accounts, die dich mit negativen Gefühlen belasten.
  • Abonnier Accounts, die Diversität und Bodypositivity fördern.
  • Konzentrier dich auf Inhalte, die dich inspirieren und dir guttun.
  • Mach dir bewusst, dass die Bilder auf Social Media oft bearbeitet und nicht realistisch sind.
  • Sprich mit Freunden und Familie über deine Bedenken und entwickle ein gesundes Verhältnis zu deinem Körper.

Schönheitsideale sind tief in unserer Kultur verwurzelt und beeinflussen unseren Alltag und unser Selbstbild. Sie entwickeln sich weiter und werden vielfältiger. Die Diskussion darüber, wie sie unsere Sicht auf uns selbst und andere beeinflussen, bleibt sehr wichtig. Eine gesunde Sichtweise auf Schönheit, die Vielfalt und Echtheit betont, ist entscheidend für unser Wohlbefinden und unsere Selbstakzeptanz in unserer immer stärker vernetzten Welt.

Letztendlich liegt es an uns selbst, kritisch mit den Inhalten auf Social Media umzugehen und uns nicht von unrealistischen Schönheitsidealen unter Druck setzen zu lassen. 


Wenn du bei dir oder bei Menschen in deinem Umfeld Warnzeichen einer Depression oder Essstörung wahrnimmst, kann eine Therapie sinnvoll sein. Wir bieten unseren Versicherten neben der Psychotherapie auch die Möglichkeit der Online-Therapie.

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