Essstörungen im Zusammenhang mit Medien
Soziale Netzwerke könnten die Entwicklung einer Essstörung fördern – heißt es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Vorweg: Social Media verursacht nicht ohne Weiteres Magersucht oder Bulimie. Wer ein problematisches Essverhalten entwickelt, hat meist mehrere Gründe dafür. Aber TikTok, Instagram und Co. können durchaus eine Rolle bei der Entwicklung von Essstörungen spielen. Was das genau bedeutet, liest du in diesem Magazin-Beitrag.
- Wie entstehen Essstörungen?
- Die Rolle von sozialen Medien bei der Entwicklung von Essstörungen.
- Umgang mit sozialen Medien.
- Was sind Essstörungen?
- An diesen Warnzeichen erkennst du eine Essstörung.
Wie entstehen Essstörungen?
Für eine Essstörung gibt es meist mehrere Ursachen. So kann die Entwicklung eines gestörten Essverhaltens genetisch bedingt oder auch in hormonellen Veränderungen begründet sein. Auch bestimmte Persönlichkeitstypen neigen eher dazu, eine Essstörung zu entwickeln als andere. Wer etwa einen sehr hohen Leistungsanspruch an sich selbst hat, sehr ehrgeizig ist und zum Perfektionismus neigt, kann im Zusammenspiel mit Stress oder anderen belastenden Einflüssen ein problematisches Essverhalten entwickeln. Traumatische Erlebnisse wie Vernachlässigung in der Kindheit, der Verlust enger Bezugspersonen, Mobbing oder sexueller Missbrauch können ebenfalls Essstörungen hervorrufen.
Tipp unserer Expertin:
“Essstörungen sind umfassende Erkrankungen und entstehen aufgrund vieler unterschiedlicher Einflüsse”, sagt Dr. Marion Kolb.
Expertinnenprofil lesenDie Rolle von sozialen Medien bei der Entwicklung von Essstörungen.
Soziale Netzwerke können bei der Entwicklung psychischer Probleme eine Rolle spielen: Jugendliche und junge Erwachsene sind vielen unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt und müssen sich und ihren Weg erst finden. Hier ist ein Problem die Darstellung von Schönheitsidealen in den sozialen Medien – die als realistisch dargestellt werden, es aber nicht sind. Hauptsächlich liegt das an der Möglichkeit, durch Filter sehr stark bearbeitete Bilder zu zeigen, die nicht die Realität wiedergeben.
So werden unrealistische Schönheitsmaßstäbe verbreitet, die beispielsweise dafür sorgen, dass normalgewichtige Menschen – oftmals junge Frauen – den eigenen Körper als übergewichtig wahrnehmen. Das kann bei jungen Menschen zu einer Erwartungshaltung an sich selbst führen, so dass sie beispielsweise extrem viel Sport treiben, verschiedene Diäten ausprobieren, hungern oder Ähnliches, um diesen vermeintlichen Idealen gerecht zu werden. Auch Männer sind häufiger von Magersucht betroffen, als viele denken. Insbesondere deshalb, weil gerade soziale Medien in besonderem Maß dazu auffordern können, Diät- und Fitness-Trends auszuprobieren.
Umgang mit sozialen Medien.
Umso wichtiger ist es, dass Kinder und Jugendliche beim Thema digitale Medien nicht allein gelassen, sondern begleitet werden. TikTok, Instagram und Co. machen Spaß und sorgen für Unterhaltung – irgendwann gehören sie zum Alltag dazu und nehmen Einfluss auf Denken, Sprache und Handeln. Eltern und Lehrkräfte sind daher besonders gefragt, einen kritischen und bewussten Social-Media-Konsum zu vermitteln.
Was sind Essstörungen?
Eine Essstörung ist eine psychische Erkrankung, die durch ungewohnte Essgewohnheiten gekennzeichnet ist. Eine Essstörung beeinträchtigt Betroffene sowohl körperlich als auch emotional. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erkranken durchschnittlich 28 von 1.000 Mädchen und Frauen im Laufe ihres Lebens an einer Binge-Eating-Störung (wiederkehrende Essanfälle), 19 an Bulimie und 14 an Magersucht. Auch wenn Jungen und Männer seltener als junge Frauen betroffen sind, ist die Zahl dennoch hoch: Zehn von 1.000 Männern erkranken an einer Binge-Eating-Störung, sechs an Bulimie und zwei an Magersucht in ihrem Leben.
Die Anorexia Nervosa, also Magersucht, ist die Essstörung, über die am meisten gesprochen wird. Betroffene empfinden eine starke Angst vor der Gewichtszunahme und essen daher sehr wenig. Dadurch verlieren sie einiges an Gewicht. Sie sehen ihren Körper zudem sehr verzerrt und fühlen sich trotz gesundheitsgefährdendem Untergewicht noch zu dick.
Bulimie ist die Ess-Brech-Sucht oder auch Bulimia Nervosa genannt. Männer und Frauen durchleben Phasen, bei denen sie sehr viel essen und dann das Gegessene durch Erbrechen loswerden oder durch übermäßigen Sport wieder abtrainieren. Betroffene sind mit starken Scham- und Schuldgefühlen behaftet.
Dann gibt es noch Orthorexia Nervosa, bei der Betroffene extrem fixiert auf gesundes Essen sind und sehr restriktiv essen. Es besteht der Wunsch, nur reine oder gesunde Lebensmittel zu sich zu nehmen. Das führt zu Mangelernährung und oft zu sozialer Isolation.
Es gibt noch weitere Erkrankungen wie die Pica-Störung, bei der Betroffene nicht essbare Dinge essen. Das kann zu erheblichen Verletzungen und Vergiftungen führen. Oder die Rumination-Störung, bei der Essen heruntergeschluckt, wieder hochgewürgt und wiederholt gegessen wird. Diese können Teil einer Essstörung sein.
An diesen Warnzeichen erkennst du eine Essstörung.
- Veränderungen im Essverhalten, darunter starke Zu- oder Abnahme, Kalorienzählen, Vermeiden von Mahlzeiten oder Nahrungsmitteln
- Körperliche Veränderungen und Symptome wie Magenprobleme, Müdigkeit, Schwindel und weitere Anzeichen von Mangelernährung
- Psychische Symptome, unter anderem starke Schuld und/oder Scham, Kontrollbedürfnis
- Verändertes Sozialverhalten
- Rückzug von Freunden und Familie und Vermeidung von gemeinsamen Mahlzeiten oder Aktivitäten
- Verstecken von Essverhalten wie heimliches Essen oder Lügen über Essgewohnheiten
Wenn du merkst, dass du selbst ein Problem mit dem Essen hast, oder du entsprechende Warnzeichen bei einem Freund oder Familienmitglied bemerkst, empfehlen wir dir, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gibt spezialisierte Kliniken und Therapeuten.
Über das Portal „Schon mal an Selbsthilfe gedacht?“ kannst du nach Angeboten in deiner Region suchen oder dich allgemein informieren.
Kennst du jemanden in deinem Umfeld, der Anzeichen einer Essstörung aufweist oder fühlst dich vielleicht selbst betroffen? Als bei uns Versicherte oder Versicherter bekommst du schnelle Hilfe. Wir bieten dir neben der Kostenübernahme herkömmlicher Psychotherapie auch Möglichkeiten zur Online-Therapie.