Diese Vorsorgeuntersuchungen gibt es für dein Kind.
Um sicherzustellen, dass dein Kind gesund ist, gibt es Vorsorgeuntersuchungen – die sogenannten U-Untersuchungen. Von der U1 direkt nach der Geburt bis zur U9 im sechsten Lebensjahr kontrolliert der Kinderarzt in diesen allgemeinen Untersuchungen die altersgemäße Entwicklung deines Kindes. Wir erklären dir, welche Vorsorgeuntersuchungen es gibt und was der Arzt jeweils überprüft.
- Die U1-Untersuchung: Was wird gemacht?
- Nach der U1-Untersuchung: Erweitertes Neugeborenen-Screening und Hörtest.
- U2-Untersuchung: So läuft sie ab.
- U3-Untersuchung: Auf zur Kinderarztpraxis.
Die U1-Untersuchung: Was wird gemacht?
Die erste Vorsorgeuntersuchung – U1 genannt – findet innerhalb der ersten 30 Minuten nach der Geburt statt. Bei der U1-Untersuchung geht es darum, den allgemeinen Gesundheitszustand des Babys einzuschätzen, äußerliche Fehlbildungen zu erkennen und – falls notwendig – das Kind medizinisch zu versorgen. Arzt oder Hebamme untersuchen alle lebenswichtigen Funktionen beim Neugeborenen. Sie hören Herz und Lunge ab und saugen möglicherweise verschlucktes Fruchtwasser ab. Sie überprüfen, ob das Baby mit Fehlbildungen, Gelbsucht oder Schwellungen zur Welt gekommen ist und ob es die volle Reife erreicht hat. Zudem messen sie Körperlänge, Gewicht und Kopfumfang des Babys.
Außerdem wird Blut aus der Nabelschnur entnommen. Damit kann der Arzt überprüfen, ob das Baby während der Entbindung mit ausreichend Sauerstoff versorgt war. Das Neugeborene bekommt schließlich auch Vitamin K-Tropfen, da Babys häufig einen Vitamin K-Mangel haben. Das kann zu inneren Blutungen führen. Bei den nachfolgenden zwei Früherkennungsuntersuchungen erhält das Baby eine erneute Vitamin K-Gabe.
Extra-Tipp:
Teil der U1-Untersuchung für Neugeborene ist auch der sogenannte APGAR-Test. Er geht auf die amerikanische Ärztin Virginia Apgar zurück, die den Test in den 50er Jahren entwickelt hat. Hier werden:
- Atmung,
- Puls,
- Grundtonus, also Muskelbewegung,
- Aussehen (etwa die Hautfarbe) und
- Reflexe überprüft.
Der Test wird jeweils eine, fünf und zehn Minuten nach der Geburt durchgeführt. Der Gesundheitszustand des Babys wird in allen fünf Kategorien mit Punkten gemessen. Die höchste Punktzahl ist zehn bei allen drei Tests. Das erreichen jedoch die wenigsten. Selbst bei einem gesunden Kind ist das Test-Ergebnis oft 9-10-10. Meistens wird bei dem ersten Test eine Minute nach der Geburt ein Punkt für die noch bläuliche Hautfarbe abgezogen.
Ein niedriger APGAR-Score weist daraufhin, dass ein Kind Schwierigkeiten hat, sich an die Gegebenheiten außerhalb des Mutterleibs anzupassen. Werte zwischen acht und zehn gelten als normal. Werte von fünf bis sieben zeigen, dass das Baby Unterstützung braucht. Bei Werten unter fünf entscheidet der Arzt, ob das Baby Sauerstoff oder ein Wärmebett benötigt und ob die Herzfrequenz kontrolliert werden muss oder weitere Maßnahmen notwendig sind.
Mit der U1 bekommt dein Kind das sogenannte gelbe Heft. In diesem werden alle zehn Früherkennungsuntersuchungen in den nächsten sechs Jahren bis zum Vorschulalter festgehalten.
Nach der U1-Untersuchung: Erweitertes Neugeborenen-Screening und Hörtest.
In den drei Tagen nach der Geburt sind für dein Baby zusätzlich zur U1-Untersuchung weitere Tests vorgesehen: Werden dabei Erkrankungen entdeckt, können sie schnell behandelt werden.
Tipp unseres Experten:
„Im Zeitraum zwischen der 36. und 72. Lebensstunde sollte das erweiterte Neugeborenen Screening stattfinden“, empfiehlt Dr. Gerrit Lautner, Ärztlicher Direktor der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen.
Expertenprofil lesenDafür entnehmen die Ärzte im Krankenhaus deinem Baby – meist aus der Ferse – einige Tropfen Blut und testen es auf sehr seltene, aber gefährliche angeborene Hormon- und Stoffwechselstörungen und die Immunabwehr.
Die Untersuchung findet nur statt, wenn du damit einverstanden bist. Dr. Lautner erklärt:
Experten-Wissen:
„Sie ist deswegen so frühzeitig schon notwendig, weil manche angeborenen Störungen schon in den ersten Lebenstagen gefährlich werden können. Werden sie früh genug erkannt, kann man sie aber gut behandeln.“
Das Screening kann in jedem Alter nachgeholt werden. Die Kosten dafür übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen allerdings nur in den ersten vier Lebenswochen. Deshalb sollte es die U1-Untersuchung idealerweise ergänzen.
Nach der 24. und bis zur 48. Lebensstunde deines Babys wird sein Herz untersucht. Der Test dient der Früherkennung möglicher Herzfehler. Diese Untersuchung wird Pulsoxymetrie-Screening genannt. Dabei wird erneut der Sauerstoffgehalt im Blut gemessen. „Der Test ist vollkommen schmerzlos für das Baby“, betont Dr. Lautner. „Ein kleiner Sensor am Fuß überprüft den Sauerstoffgehalt.“
Bis zur 72. Lebensstunde sollte bei deinem Baby ein Hörtest stattfinden. Dabei wird die Reaktion auf Schall im Gehörgang gemessen. Für das Kind ist der Test schmerzfrei. Oft wird er gemacht, während das Baby schläft.
U2-Untersuchung: So läuft sie ab.
Auf die U1-Untersuchung folgt direkt die nächste. Die U2 steht im Zeitraum vom dritten bis zum zehnten Lebenstag an und findet meist noch im Krankenhaus statt. Wenn du dein Baby im Geburtshaus oder zu Hause geboren hast, findet diese Untersuchung in deiner Kinderarztpraxis statt. Am besten meldest du dich vor dem Geburtstermin schon bei der Praxis deiner Wahl und kündigst die neue Patientin oder den neuen Patienten an. Den Termin selbst machst du ein bis zwei Tage nach der Geburt.
Extra-Tipp:
Wie bei der U1-Untersuchung wird dein Baby auch hier gemessen und gewogen. Der Arzt untersucht außerdem:
- die Haut
- den Kopf (Mund, Nase, Augen, Ohren)
- Brust-, Bauch- und Geschlechtsorgane
- das Skelettsystem
- die Entwicklung von Motorik und Nervensystem
- die Herztöne
Diese eingehende körperliche Untersuchung dient dazu, angeborene Erkrankungen und Fehlbildungen zu erkennen. Wie etwa Fehlbildungen am Herzen oder eine Gelbsucht.
Falls noch nicht geschehen, wird bei der U2 das Blut deines Babys auf Stoffwechselstörungen oder Mukoviszidose untersucht und ein Hörtest durchgeführt. Dein Arzt fragt dich vorher, ob er diese Untersuchungen vornehmen darf. Bei bestimmten Hüftproblemen in deiner Familie und bei Babys mit erhöhtem Risiko für Hüftfehlbildungen – wie etwa der Geburt aus Beckenend- oder Querlage oder angeborene Fehlbildungen – wird bei der U2 auch schon Ultraschall-Untersuchung des Hüftgelenks gemacht. Diese findet normalerweise erst bei der U3 statt.
Dein Baby bekommt erneut Vitamin K. Außerdem berät dich dein Arzt über Vitamin D zur Vorbeugung der Knochenerkrankung Rachitis. Und gibt dir Tipps zu Fluorid, das schon jetzt für die Zähne wichtig ist.
U3-Untersuchung: Auf zur Kinderarztpraxis.
Bei der dritten Vorsorgeuntersuchung ist dein Baby vier bis fünf Wochen alt. Für viele Kinder ist das die erste Untersuchung in der Kinderarztpraxis. Das gelbe Heft, das du zur U1-Untersuchung bekommen hast, bringst du ab jetzt immer mit zu allen U-Untersuchungen. Dein Arzt prüft, ob sich das Neugeborene altersgerecht entwickelt hat. So untersucht er die Körperfunktionen, das Gehör, die Augen, Reflexe und ob dein Baby zum Beispiel in Bauchlage den Kopf halten kann.
Der Arzt fragt außerdem nach dem allgemeinen Verhalten deines Kindes und du kannst mit ihm über Probleme beim Trinken, der Verdauung oder beim Schlafen sprechen. Neben diesen allgemeineren Untersuchungen überprüft dein Kinderarzt mit dem Ultraschall die Hüftgelenke deines Babys, um eventuelle Fehlstellungen rechtzeitig behandeln zu können.
Um gegen die Knochenerkrankung Rachitis vorzubeugen, wird Vitamin D sowie Fluorid für die spätere Zahnhärtung empfohlen. Dein Arzt spricht mit dir ebenfalls darüber, wie du das Risiko eines plötzlichen Kindstodes mindern kannst. Während der U3 berät er dich auch, welche Impfungen für Babys sinnvoll sind.
Experten-Wissen:
„Auch in den noch folgenden U-Untersuchungen geht es immer um die Entwicklung des Kindes“, so Dr. Lautner. „Damit mögliche Krankheiten oder Entwicklungsstörungen frühzeitig erkannt und behandelt werden können.
Übrigens: Wir übernehmen auch die Kosten für weitere Vorsorgeuntersuchungen deiner Kinder – dazu zählen die U10 und die U11 sowie die J2. Das gehört nicht zum Standard der gesetzlichen Krankenkassen.