Was steckt hinter “Fear of missing out”?
Party oder Kino, Festival oder Städtetrip, Studium oder Ausbildung, Beziehung oder Single – im Leben stehen wir ständig vor kleinen und großen Entscheidungen. Du kennst vielleicht auch dieses Gefühl: Habe ich mich richtig entschieden? Die Angst, etwas verpasst oder eine günstige Gelegenheit nicht genutzt zu haben, ist grundsätzlich normal. Seit wir alle online vernetzt sind und unser Leben für alle sichtbar machen können, nimmt das Gefühl bei vielen Menschen aber zu. Manchmal wird es sogar so stark, dass die Betroffenen im Alltag nicht mehr zurechtkommen. Sie leiden an der sogenannten Fear of missing out, dem Fomo-Effekt.
- Fomo – was ist das?
- Welche Rolle spielt Social Media bei Fomo?
- Wie äußert sich Fear of missing out?
- Was tun gegen den Fomo-Effekt?
Fomo – was ist das?
Hinter der Fear of missing out, der Angst, etwas zu verpassen, steckt zunächst ein ganz normales Gefühl. Dr. Matthias Weniger, ärztlicher Leiter des Instituts für Stressmedizin Rhein Ruhr (ISM), erklärt: „Wir werden in unserem Leben ständig mit Alternativen konfrontiert, zwischen denen wir auswählen müssen. Gerade wenn es bei der Wahl um mehr geht als nur um die Abendgestaltung mit Freunden, ist es natürlich, die eigene Entscheidung auch mal in Frage zu stellen.“ Manchmal ist es auch ein interessantes Gedankenspiel: „Was wäre, wenn …“.
Zum Problem und damit zum Fomo-Effekt wird das Gefühl, wenn wir vor lauter Grübeln über die Alternativen wie gelähmt sind. Wenn wir gar keine Entscheidungen mehr treffen können, weil wir damit ja immer eine andere und vielleicht bessere Möglichkeit ausschließen. Wenn wir uns andauernd mit anderen Menschen vergleichen und das Gefühl haben, dass diese ein viel aufregenderes Leben führen als wir selbst. Das macht unzufrieden und unausgeglichen. Wer nur daran denkt, etwas Großartiges zu verpassen, freut sich nicht mehr an den Dingen, die er erlebt. „Auf Dauer kann das sogar zu psychischen Problem führen, die den Alltag massiv einschränken“, so Dr. Weniger.
Die kunterbunte Social Media-Welt lädt auch zum permanenten Vergleich und Konkurrenzkampf ein. Wo Klicks und Likes über Erfolg oder Misserfolg einer Story entscheiden, ist der Druck groß. Es reicht nicht, ein paar schöne Fotos vom letzten gemütlichen Grillabend mit Freunden zu posten oder ein Selfie mit Buch auf dem Balkon. Ein bisschen ausgefallener und kreativer darf es schon sein.
Tipp unseres Experten:
„Gerade junge Menschen geraten dabei unter Druck und Stress. Die Angst, etwas zu verpassen und die Sorge vor vermeintlich falschen Entscheidungen werden zur Fomo“, betont Dr. Weniger.
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Wie äußert sich Fear of missing out?
Der Fomo-Effekt zeigt sich vor allem in der Unfähigkeit, abzuschalten. Das Smartphone oder Tablet einfach mal weglegen, Instagram und Co. eine Zeit lang ignorieren – für Menschen mit Fomo nicht vorstellbar. Teilweise entwickeln sie fast schon ein Suchtverhalten. Selbst in Situationen, in denen es überhaupt nicht passt – während der Arbeit, in der Arztpraxis, beim Treffen mit Freunden – nehmen sie ihr Mobilgerät in die Hand. Die Angst, etwas zu verpassen, ist einfach zu groß.
Eben mal schnell die Chronik checken, rasch zu Instagram, ein paar Bewertungen und Likes verteilen. Schließlich noch kurz ein Tik-Tok-Video schauen. Das ist nicht nur für das Umfeld nervig. Manchmal hat ein solches Verhalten handfeste Konsequenzen. Zum Beispiel, wenn die Firma eine Abmahnung wegen privater Social-Media-Aktivitäten während der Arbeitszeit ausspricht. Oder die schulischen Leistungen zunehmend schlechter werden. Wer an Fomo leidet, muss aber nicht nur mit Konsequenzen im privaten und schulisch-beruflichen Umfeld rechnen.
Experten-Wissen:
Dr. Weniger erläutert: „Die wachsende Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben und den eigenen Entscheidungen sowie die ununterbrochene Online-Verfügbarkeit belasten die Betroffenen psychisch. Es fällt ihnen schwer, Situationen zu genießen und zu entspannen, sie sind rastlos.“
Auch Schlafmangel durch die ständigen Aktivitäten im Netz, Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme sind nicht ungewöhnlich. Sogar depressive Verstimmungen sind möglich – dann ist es besonders wichtig, sich professionelle Hilfe durch einen Arzt oder eine Psychotherapie zu holen. Bei uns findest du weitere Informationen zur Psychotherapie durch die Krankenkasse.
Was tun gegen den Fomo-Effekt?
Der Fomo-Effekt und die Angst, etwas zu verpassen, können sehr belastend sein. Das Gute ist, dass du selbst etwas gegen die Angst tun kannst.
- Der erste Schritt ist, dir einzugestehen, dass du ein problematisches Online-Verhalten hast. Wenn du dir nicht sicher bist, bitte Freunde oder Familie um eine Rückmeldung. Als Außenstehende können sie die Situation oft besser einschätzen.
- Fang mit kleinen Schritten an. Plane für dich selbst feste Zeiten in deinen Tagesablauf ein, während denen du ganz bewusst nicht online bist. Wenn du das geschafft hast, lobe dich dafür. Langfristig kannst du auch über einen digital detox nachdenken. Wenn du es nicht geschafft hast: Lass dich nicht entmutigen. Probiere es am nächsten Tag wieder.
- Verzichte darauf, jeden Moment einer Veranstaltung oder eines Ausflugs für Instagram & Co. zu fotografieren. Nimm stattdessen das Ereignis bewusst wahr und erfreue dich daran.
- Plane Aktivitäten nicht danach, ob sie einen guten Eindruck bei Social Media machen. Es geht darum, etwas für dich zu tun und nicht für das Schaufenster.
- Sag zu dir selbst „Stopp“, wenn du über vermeintlich bessere Alternativen zu grübeln beginnst. Niemand garantiert dir, dass eine andere Entscheidung dich glücklicher gemacht hätte.
- Hör auf, dich zu vergleichen. Oft sind die scheinbar perfekten Momente der anderen Social Media-Nutzer sorgfältig für die Kamera inszeniert. Mit echten Erlebnissen haben sie oft nichts zu tun. Gleiches gilt übrigens für die makellosen, schlanken und sportlichen Körper, die du vielleicht manchmal neidvoll anschaust.
Extra-Tipp:
Egal, ob du unter dem Fomo-Effekt leidest oder durch andere Ursachen gestresst bist: Ein Gesundheitskurs, zum Beispiel autogenes Training oder Yoga, kann dir beim Entspannen und Abschalten helfen.
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Herzlichen Dank für diesen Beitrag. Er sollte nicht nur zur Pflichtlektüre/-diskussion auf allen Schulen eingeführt werden, sondern auch den Eltern (Älteren) zugeführt werden. Dies aber in einer Form, dass sie sich damit beschäftigen MÜSSEN. Ich weiß sehr genau, worüber ich rede denn auch meine Lebensgefährtin (72) ist von diesem „Virus“ befallen.
Ich befinde mich definitiv in der FOMO. Abends kann ich vor 23:30 Uhr das Handy nicht weglegen, muss (!!!) definitiv alles in den sozialen Medien konsumieren – aus Angst, eine News und sei sie noch so nebensächlich, könnte an mir vorbeigehen. Mich nervt es selbst, zumal ich früh halb 5 wieder aufstehen muss. Aber ich kann das Handy einfach nicht weglegen 🙁 Es ist ungesund, es belastet – und es zieht mich trotzdem magisch an. So müssen sich Seefahrer bei den Sirenen gefühlt haben.