Zeckenbiss – wann zum Arzt?

Eine Familie im Gras - wann zum Arzt beim Zeckenbiss?

Keine Panik bei einem Zeckenstich.

Kaum ist der Sommer da, tummeln sie sich in hohen Gräsern, im Dickicht und auf Büschen: Die Saison der Zecken beginnt. Hast du einen Zeckenbiss an dir entdeckt, erschreckst du dich für einen Moment. Denn gerade in Risikogebieten können ernstzunehmende Krankheiten wie Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Borrelien (Borreliose-Bakterien) durch die Tiere übertragen werden.

Die gute Nachricht: Meist sind Zeckenstiche harmlos. In unserem Magazinbeitrag verraten wir dir, wann ein Biss gefährlich wird, wie du dich schützt und wann du mit einem Zeckenbiss zum Arzt gehen solltest.

Wie erkenne ich einen Zeckenbiss?

Ein Zeckenbiss verläuft zunächst ohne Symptome, weshalb er oft unbemerkt bleibt. Das liegt am Speichel der Zecke. Dieser enthält ein Betäubungsmittel, welches bei einem Biss abgegeben wird. Umso wichtiger ist, dass du dich nach jedem Aufenthalt in klassischen Zeckengebieten wie Wiesen oder Wäldern absuchst. Achte besonders auf Achseln, Nacken, Armbeugen, hinter den Ohren und Kniekehlen. Zecken halten sich gerne an warmen und feuchten Orten auf und bevorzugen dünne Hautstellen. Für schwer ersichtliche Stellen wie den Rücken oder der Kopfhaut solltest du jemanden um Hilfe bitten.

Tipp unserer Expertin:
Dr. med. Eva Anyiloibi
Dr. med. Eva Anyiloibi, Chefärztin der Zentralen Notaufnahmen, Knappschaft Kliniken Saar

Tipp unserer Expertin:

Eine Zecke ist zunächst oft als kleiner, schwarzer Punkt erkennbar. Erst später, wenn sich die Zecke mit Blut vollgesogen hat, erkennst du sie als bräunliches, größeres Tier. Ist die Zecke bereits abgefallen, ist ein Zeckenbiss schwerer zu erkennen. Dieser ist nämlich extrem klein und nur bei wirklich genauem Hinsehen ein kleiner dunkler Punkt. Oft juckt die Stelle ein wenig. Aufgrund dessen ist gerade die Verwechslungsgefahr mit einem Mückenstich enorm hoch, so Dr. med. Eva Anyiloibi.

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Zecken richtig entfernen.

Hast du eine Zecke entdeckt, ist es wichtig, diese möglichst schnell zu entfernen und die Einstichstelle zu beobachten. Zum Entfernen der Zecke eignen sich spezielle Zeckenzangen oder Zeckenkarten mit Schlitzen im Kartenformat. Diese sind in fast jeder Apotheke erhältlich. Ein Arztbesuch ist in der Regel nicht erforderlich. 

Zum Entfernen ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt: 

  1. Ruhe bewahren
    Eine Zecke zu finden, ist unangenehm, aber meist harmlos.
  2. Passendes Werkzeug nutzen
    Verwende eine feine Pinzette, eine Zeckenzange oder eine Zeckenkarte mit Schlitz.
  3. Zecke greifen
    Setz das Werkzeug direkt an der Haut an und greif die Zecke so nah wie möglich an den Mundwerkzeugen (nicht am Körper).
  4. Langsam ziehen
    Zieh die Zecke gerade nach oben heraus. Nicht drehen oder ruckartig reißen.
  5. Nicht quetschen
    Vermeid Druck auf den Zeckenkörper – sonst könnten Krankheitserreger übertragen werden.
  6. Desinfektion
    Nach dem Entfernen die Einstichstelle sorgfältig desinfizieren.
  7. Behandlung der Einstichstelle
    Nutz eine jodhaltige Creme, um der Rötung und dem Juckreiz entgegenzuwirken.
  8. Zecke aufbewahren
    Wenn möglich, die Zecke in einem kleinen Behälter aufheben – bei Krankheitsanzeichen kann sie später analysiert werden.
  9. Stelle beobachten
    Kontrollier die Hautstelle bis zu zwei Wochen lang regelmäßig.

Extra-Tipp:

Es hält sich der Mythos, dass die Zecke mit einer Drehung im Uhrzeigersinn entfernt werden soll. Das ist nicht korrekt. Zecken verankern sich mit kleinen Widerhaken an ihrem Stachel und setzen sich so fest. Drehbewegungen helfen hier nicht. Und erhöhen stattdessen das Risiko, dass Krankheitserreger in die Wunde gelangen. Gleiches gilt für scheinbare Hausmittel wie Öl, Klebstoff oder Alkohol.

Eine Frau sprüht das Bein des Sohnes ein - wann zum Arzt beim Zeckenbiss?

Was, wenn die Zecke stecken bleibt

Zunächst einmal: Ruhe bewahren. Bei der Entfernung kann es durchaus vorkommen, dass Teile des Stechapparates stecken bleiben. Das ist zunächst nicht schlimm. Meist stößt dein Körper die Reste von allein ab. Was du nicht machen solltest, ist versuchen, die Reste zu entfernen. Das kann die Bissstelle nur weiter reizen. Und die Haut sich im schlimmsten Falle entzünden.Wichtig ist nur, dass du den Stich im Blick behältst. So wie bei einer korrekt entfernten Zecke auch. Sollte sich deine Haut entzünden oder zusätzliche Symptome auftreten, solltest du einen Arzt aufsuchen.

Zeckenbiss im Blick behalten.

Nachdem du die Zecke entfernt hast, solltest du die Stelle im Blick behalten. Auch dann, wenn die Zecke bereits von allein abgefallen ist und du dir unsicher bist, wie lange die Zecke saß. Wenn sich nach einigen Tagen die Einstichstelle sowie die Haut über drei Zentimeter drumherum rötet und ausweitet, oder du weitere Symptome bemerkst, solltest du ärztlichen Rat aufsuchen. Bei der Ausbreitung der Rötung wächst der rote Rand. Die Einstichstelle hingegen wird blasser.

Eine kleinere Rötung ohne die beschriebene Ringröte, und auch wenn die Stelle juckt, ist normal. Insbesondere in den ersten Tagen, oder wenn du dich gekratzt hast.

Wann zum Arzt beim Zeckenbiss?

Experten-Wissen:

Ein Zeckenstich ist in vielen Fällen harmlos – dennoch kann er unter bestimmten Umständen gesundheitliche Risiken bergen. Deshalb ist es wichtig, den Stich genau zu beobachten und mögliche Symptome ernst zu nehmen. Ein Krankenhausbesuch ist bei einem Zeckenstich in der Regel nicht notwendig. In den meisten Fällen kann die Zecke problemlos entfernt und der Stich zu Hause beobachtet werden. Allerdings solltet du die Situation ernst nehmen und auf mögliche Symptome achten.

Ein Arztbesuch sollte in folgenden Fällen erfolgen:

  • Entfernung der Zecke nicht möglich: Wenn die Zecke zu tief sitzt oder du dir die Entfernung selbst nicht zutraust. 
  • Wanderröte oder starke Rötung: Eine sich ausbreitende oder scharf begrenzte Rötung deutet auf eine mögliche Borrelieninfektion hin.
  • Grippeähnliche Beschwerden: Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen in den Tagen nach dem Stich können Anzeichen für Borreliose oder FSME sein.
  • Entzündete Bissstelle: Eitrige oder nicht heilende Einstichstellen sollten ebenfalls untersucht werden.
  • Allergische Reaktionen: Wenn die Haut stark juckt, anschwillt oder sich die Rötung ausweitet, kann eine allergische Reaktion vorliegen.
Ein Zeckenwarnschild - wann zum Arzt beim Zeckenbiss

Krankheiten durch Zecken.

Auch wenn ein Großteil der Zeckenbisse ungefährlich ist: Einige Zecken enthalten Krankheitserreger, die dich krank machen können. Die am häufigsten von Zecken übertragenen Krankheiten sind Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borrelien (Borreliose-Bakterien. Insbesondere in Risikogebieten solltest du daher vorsichtig sein: FSME-Überträger sind vor allem aus Süddeutschland bekannt. Verbreiten sich aber auch bereits in Teilen Niedersachsens und Brandenburgs. Das Robert-Koch-Institut veröffentlicht regelmäßig Karten der Risikogebiete. Borreliose dagegen können die Tiere überall in Europa in sich tragen.

Beide Krankheiten können bei Ausbruch schwere Erkrankungen mit sich tragen: Hirnhaut- und Gelenkentzündungen, Herzerkrankungen, Lähmungen.

Experten-Wissen:

Bei Borreliose handelt es sich um eine bakterielle Infektionskrankheit. Die Bakterien finden sich in jeder zehnten Zecke. In den meisten Fällen wird der Körper und dein eigenes Abwehrsystem sogar selbst mit den Krankheitserregern fertig. Sollte der Infekt den Körper befallen, ist meist die Haut betroffen. Dabei bildet sich ein roter Ring um den Biss. Wenn das Nervensystem betroffen ist, können die Nervenwurzeln am Rückenmark und in seltenen Fällen auch das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen werden. Dabei entsteht eine Entzündungsreaktion, die in der akuten Phase Nervenschmerzen, Empfindungsstörungen sowie Lähmungen im Gesicht oder an Gliedmaßen wie Armen und Beinen verursachen kann. Ohne eine Behandlung kann der Verlauf schwerwiegend sein. 

Symptome können auftreten, die das Gehirn, die Nerven, das Herz oder die Gelenke betreffen und zu dauerhaften Schäden führen können. Dabei wichtig: Symptome der Borreliose zeigen sich erst spät. Noch Monate später können Gelenkschmerzen auftreten.

Die gute Nachricht: Borreliose lässt sich gut mit Antibiotika behandeln. Zudem dauert es mindestens einen Tag, bis die Bakterien übertragen werden. Je länger die Zecke im Körper verbleibt, desto höher ist daher auch das Infektionsrisiko. Daher ist es wichtig, dass ein Zeckenbiss möglichst schnell entdeckt wird. 

FSME ist im Vergleich zur Borreliose eine Viruserkrankung. Das Tückische dabei ist, dass die Symptome häufig einer Grippe ähneln. Oft wird die Erkrankung daher nicht erkannt.

Meist verläuft die Erkrankung harmlos, kann aber auch Entzündungen im Gehirn, der Hirnhaut oder dem Rückenmark verursachen. In schweren Fällen sogar Lähmungen in Armen, Beinen und den Atemwegen. Häufig tritt nach der ersten Krankheitsphase, nach circa einer Woche, ein zweiter Schub auf.

Im Gegensatz zu Borreliose gibt es für FSME keine spezifische Behandlung. Ist die Erkrankung einmal ausgebrochen, kann mit Medikamenten nur die Linderung der Symptome erreicht werden. Prävention ist daher die erste Maßnahme, die du ergreifen solltest. Zudem gibt es Impfungen, die vor dem Virus schützen. 

Diese Impfungen sind empfohlen

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine durch Zecken übertragene Virusinfektion, die schwere Entzündungen des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks auslösen kann. Gegen diese Erkrankung gibt es keine heilende Behandlung mit Medikamenten – das macht die FSME-Impfung zur wichtigsten Schutzmaßnahme. Diese erfolgt in Dosen:

  1. Dosis: Start der Impfung
  2. Dosis: Nach 1 bis 3 Monaten
  3. Dosis: Nach 5 bis 12 Monaten

Damit der Schutz dauerhaft besteht, solltest du die Impfung drei Jahre nach der Grundimmunisierung auffrischen lassen. Danach solltest du dich alle fünf Jahre impfen lassen. Und ab dem 50. Lebensjahr sogar alle drei Jahre.

Bei kurzfristigen Reisen in FSME-Risikogebiete kann eine Impfung im Schnellschema erfolgen. Je nach Impfstoff sind zwei bis drei Dosen nötig. Der Schutz für 1 bis 1,5 Jahre tritt meist 3 bis 5 Wochen nach der ersten Impfung ein. Eine vorgezogene Auffrischung kann erforderlich sein.

Zusätzlich sollte nach jedem Stich einer Zecke auch die Tetanus-Impfung geprüft werden. 

FSME-Viren werden sofort beim Stich übertragen, ein schnelles Entfernen der Zecke schützt daher nicht vor einer Infektion, anders als bei Borreliose. Besonders gefährdet sind Menschen in sogenannten FSME-Risikogebieten, wie sie vor allem in Süd- und Südostdeutschland sowie in Teilen der Schweiz vorkommen. Dort tragen bis zu 5 Prozent der Zecken das Virus in sich.

Für wen ist die Impfung empfohlen?

  • Alle Personen ab 6 Jahren, die regelmäßig in der Natur sind (zum Beispiel. beim Wandern, Gärtnern oder Campen)
  • Berufsgruppen mit viel Naturkontakt, wie Förster, Landwirte, Jäger, Gärtner
  • Menschen, die in FSME-Endemiegebieten wohnen oder dorthin reisen
  • In der Schweiz wird die Impfung für fast alle Kantone empfohlen – mit Ausnahme von Genf und Tessin

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So schützt du dich vor Zeckenbissen.

Um gar nicht erst von einer Zecke gebissen zu werden, kannst du einige präventive Maßnahmen ergreifen. Zecken sitzen häufig in Gräsern, Büschen oder niedrigen Pflanzen. Von dort streifen sie sich ab und heften sich an den Menschen an.

Um das zu vermeiden, kannst du einige der folgenden Tipps befolgen:

  • Trag lange und geschlossene Kleidung
  • Nutz Insektenschutzmittel
  • Zieh die Socken über die Hosen
  • Vermeid hohes Gras und Unterholz
  • Bleib auf breiteren Wegen
  • Trag helle Kleidung – auf dieser können Zecken leichter erkannt werden
  • Wasch deine Kleidung nach dem Tragen
  • Untersuch dich nach deinem Ausflug auf schwarze Punkte

Wir übernehmen die Kosten für alle vom Robert Koch-Institut empfohlenen Impfungen. Auf unserer Website findest du mehr Infos dazu.

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