Was du wissen solltest.
Wenn es mit dem Schwangerwerden nicht klappt, kann das viele Ursachen haben. Eine häufige, aber oft unterschätzte Erkrankung, die den Kinderwunsch beeinträchtigen kann, ist Endometriose. In unserem Magazinbeitrag erfährst du, was Endometriose ist, wie sie behandelt werden kann und wie die Chancen für deinen Kinderwunsch stehen. Jetzt reinlesen!
- Was ist Endometriose?
- Was sind die Symptome einer Endometriose?
- So wird eine Endometriose festgestellt.
- Was sind die Auswirkungen auf meine Fruchtbarkeit und meinen Kinderwunsch?
- Kann ich trotz Endometriose schwanger werden?
- Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Kinderwunsch?
- Gibt es bei Endometriose Risiken während der Schwangerschaft?
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Was ist Endometriose?
Endometriose ist eine gutartige, aber chronische Erkrankung. Dabei wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnlich ist, außerhalb der Gebärmutter. Dieses Gewebe wird auch als Endometrioseherde bezeichnet. Diese können sich dann im Bauchraum ansiedeln, zum Beispiel an den Eierstöcken, Eileitern, am Darm, an der Blase oder am Bauchfell. In seltenen Fällen kann Endometriose sogar an weiter entfernten Organen wie der Lunge auftreten.
Das Besondere ist, dass sich dieses Gewebe wie die normale Gebärmutterschleimhaut verhält: Es baut sich im Laufe des Zyklus auf und blutet wieder ab. Da das Blut aber nicht abfließen kann, entstehen Schmerzen, Entzündungen oder auch Verwachsungen. Deshalb haben viele betroffene Frauen starke Beschwerden.
Tipp unseres Experten:
Endometriose selbst ist nicht heilbar, aber die Beschwerden können mit verschiedenen Behandlungen gelindert werden. Besonders belastend ist die Erkrankung oft für Frauen mit Kinderwunsch, da dies die Fruchtbarkeit beeinträchtigten kann.
Expertenprofil lesenWas sind die Symptome einer Endometriose?
Jede Frau ist unterschiedlich. So kann es sein, dass du unter Endometriose leidest, aber völlig beschwerdefrei bist. Das liegt daran, dass die Endometrioseherde an verschiedenen Stellen auftreten können. Umso schwerer ist es, die Krankheit zu diagnostizieren.
Zu den Symptomen einer Endometriose gehören unter anderem:
- Extreme Schmerzen und Krämpfe während der Periode, welche sich nicht durch Schmerzmittel behandeln lassen
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, beim Wasserlassen und Stuhlgang
- Übelkeit und Kreislaufbeschwerden
- Rückenschmerzen und Leistenschmerzen
- Extreme Blutungen sowie Blut in Urin und Stuhl
- Unerfüllter Kinderwunsch
Die Symptome treten oft kurz vor oder während der Periode auf und sind dann besonders stark. Mit der Zeit kann es passieren, dass die Beschwerden auch unabhängig von der Regel oder dauerhaft bestehen bleiben. Der Grund ist das sogenannte „Schmerzgedächtnis“: Nerven oder bestimmte Bereiche im Gehirn bleiben dabei ständig aktiv und lösen immer wieder Schmerzen aus.

Experten-Wissen:
Prof. Dr. med. Hans-Christian Kolberg betont: „Unwohlsein und ein leichtes Ziehen während der Menstruation sind absolut normal. Wenn die Schmerzen aber so groß sind, dass du im Alltag eingeschränkt bist und auch Schmerzmittel keine Wirkung mehr zeigen, ist dies ein Zeichen, die Beschwerden fachärztlich abklären zu lassen.“
So wird eine Endometriose festgestellt.
Zunächst kannst du deine Frauenärztin kontaktieren, wenn die Anzeichen einer Endometriose bei dir vorhanden sind. Sie kann einfach mit einer Ultraschalluntersuchung mit Kontrastmittel klären, ob Eileiter und Eierstöcke betroffen sind. Je nach deinen Beschwerden wird das Ultraschallgerät vaginal oder rektal eingeführt. Sollte die Untersuchung zu keinem klaren Ergebnis führen, wird oft im nächsten Schritt eine MRT-Untersuchung durchgeführt.
Die sichere Diagnose einer Endometriose kann nur durch eine Gewebeuntersuchung erfolgen. Dieses Gewebe wird in der Regel durch eine Bauchspiegelung (=Schlüsselloch-OP) gewonnen, bei der auch Endometrioseherde entfernt werden können. Sodass der Eingriff oft sowohl diagnostisch als auch therapeutisch ist. Ein Bauchschnitt ist dazu nur sehr selten notwendig. Allerdings ist die OP im Gegensatz zu älteren Empfehlungen nicht mehr in jedem Fall notwendig, da Hinweise für eine Endometriose auch in Ultraschall und MRT gesehen werden können. Oft wird heutzutage dann eine Therapie begonnen und nur bei fehlendem Erfolg die Operation durchgeführt.
Was sind die Auswirkungen auf meine Fruchtbarkeit und meinen Kinderwunsch?
Endometriose kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, muss aber nicht automatisch zu Unfruchtbarkeit führen. Viele Frauen mit Endometriose werden trotz der Erkrankung schwanger – manchmal sogar ohne medizinische Hilfe. Trotzdem haben Betroffene häufiger Schwierigkeiten beim Schwangerwerden: Rund 35 bis 50 Prozent der Frauen mit Kinderwunsch, die ärztliche Hilfe suchen, haben eine Endometriose.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen können Endometrioseherde in den Eileitern oder Eierstöcken den Transport der Eizelle blockieren oder die Befruchtung verhindern. Auch Zyklusstörungen, wie Zyklen ohne Eisprung oder eine Gelbkörperschwäche, treten bei Endometriosebetroffenen häufiger auf. Zusätzlich können die durch die Erkrankung ausgelösten Entzündungen im Bauchraum die Qualität der Eizellen verschlechtern oder die Einnistung der befruchteten Eizelle behindern.
Ein weiterer Faktor sind Verwachsungen und Verklebungen durch Endometrioseherde, die die normale Funktion von Organen wie Eierstöcken oder Gebärmutter verändern. Wächst Gewebe direkt in die Gebärmutterwand ein (Adenomyose), kann das die Fruchtbarkeit deutlich einschränken – unmöglich ist eine Schwangerschaft aber selbst dann nicht.
Neben den körperlichen Ursachen spielt das Schmerzmuster eine Rolle: Starke Schmerzen beim Sex oder im Alltag können dazu führen, dass Paare seltener Geschlechtsverkehr haben, was die Chancen auf eine Schwangerschaft zusätzlich verringert.
Und schließlich gibt es Frauen mit Endometriose, bei denen alle diese Faktoren nicht vorliegen, es aber trotzdem mit dem Schwangerwerden nicht klappt. Oft hilft dann auch eine Therapie der Endometriose.
Experten-Wissen:
„Endometriose bedeutet nicht automatisch, dass du unfruchtbar bist. Manche Frauen mit starken Herden können problemlos schwanger werden, während andere mit nur wenigen Veränderungen Schwierigkeiten haben. Die Größe oder Anzahl der Herde sagt also nicht direkt etwas über die Fruchtbarkeit aus.“

Kann ich trotz Endometriose schwanger werden?
Grundsätzlich ist dein Kinderwunsch mit Endometriose nicht automatisch auf Eis gelegt. Denn: Die Erkrankung macht nicht direkt unfruchtbar. Jedoch kann sie die Fruchtbarkeit einschränken. Während gesunde Paare eine relativ stabile Wahrscheinlichkeit haben, innerhalb eines Monats schwanger zu werden, halbiert sich diese Rate bei betroffenen Frauen im Durchschnitt.
Die Auswirkungen hängen stark vom Alter ab: Je älter die Frau, desto geringer ist ohnehin die Fruchtbarkeit – und Endometriose verstärkt diesen Effekt zusätzlich.
- Gesunde Paare: Chance pro Zyklus circa. 15 bis 20 Prozent.
- Frauen mit Endometriose (unbehandelt): Chance pro Zyklus circa. 2 bis 10 Prozent.
Mit zunehmendem Alter gleichen sich die Chancen von jüngeren Endometriose-Patientinnen den Werten gesunder älterer Frauen an.
| Alter | Wahrscheinlichkeit der Schwangerschaft pro Zyklus bei einer gesunden Frau | Wahrscheinlichkeit der Schwangerschaft pro Zyklus mit Endometriose |
| 22 | 25 bis 30 Prozent | 12,5 bis 15 Prozent |
| 35 | 12,5 bis 15 Prozent | 6,25 bis 7,5 Prozent |
| über 40 | 5 bis 8 Prozent | 2,5 bis 4 Prozent |
Das Wichtigste ist: Endometriose macht nicht automatisch unfruchtbar. Mit Geduld und der richtigen medizinischen Unterstützung haben viele betroffene Frauen gute Chancen, schwanger zu werden. Hat es dann einmal geklappt, sorgen wir für dich und deinen Nachwuchs im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Kinderwunsch?
Bei unerfülltem Kinderwunsch sollte zuerst abgeklärt werden, ob andere Ursachen wie Hormonstörungen oder eingeschränkte Spermienqualität vorliegen. Wenn Endometriose vermutet wird, fragt dich der Arzt nach typischen Symptomen wie Schmerzen beim Sex oder während der Periode.
Die Behandlung hängt vom Schweregrad und der Lage der Endometrioseherde ab. Hormone wie Gestagene oder GnRH-Analoga können helfen, die Ausbreitung der Endometriose zu stoppen und Schmerzen zu lindern, müssen jedoch vor einer Schwangerschaft abgesetzt werden.
Bei schweren Fällen oder starken Beschwerden kann eine Operation in Erwägung gezogen werden, bei der Eizellen erhalten werden.
Vor größeren Operationen, bei denen Teile der Eierstöcke entfernt werden, kann das Einfrieren von Eizellen sinnvoll sein. Wenn die Eileiter verschlossen sind, ist eine In-vitro-Fertilisation (IVF) eine effektive Möglichkeit, um schwanger zu werden.
Die Erfolgschancen für eine Schwangerschaft sind gut, wenn die Behandlung optimal erfolgt.
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Behandlungsmöglichkeiten im Überblick
| Methode | Beschreibung | Chancen & Besonderheiten | Einschränkungen |
| Hormontherapie | Hemmt oder unterdrückt die Aktivität der Endometriose. | Manche Studien zeigen die erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft nach Therapie. | Während der Therapie ist eine Schwangerschaft in der Regel nicht möglich, da die Eierstockfunktion gebremst wird. |
| Künstliche Insemination (AI) | Samen des Partners oder Spenders wird direkt in die Gebärmutter eingebracht, oft mit hormoneller Stimulation. | Ermöglicht Schwangerschaft trotz Endometriose, auch bei leichten Einschränkungen. | Erfolgsaussichten variieren, hängt stark von individuellen Faktoren ab. |
| In-vitro-Fertilisation (IVF) | Eizelle und Samenzellen werden im Reagenzglas zusammengebracht, befruchtete Eizelle wird in die Gebärmutter eingesetzt. | Gute Möglichkeit auch bei fortgeschrittener Endometriose oder Verwachsungen. | Aufwendig, körperlich und psychisch belastend, Erfolg nicht garantiert. |
Operation bei Endometriose und Kinderwunsch
Wenn du Endometriose hast und dir ein Baby wünschst, kann eine Operation helfen, die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Abnormales Gewebe, das Eileiter oder Eierstöcke verstopft, kann bei einer Operation entfernt werden, was die Fruchtbarkeit verbessern kann. Besonders bei einer Bauchspiegelung, einer kleinen Operation unter Vollnarkose, wird Endometriose sicher erkannt und die Herde entfernt. Diese Methode hat sich als besonders hilfreich erwiesen, um schneller auf natürlichem Weg schwanger zu werden, besonders wenn die Endometrioseherde vorher die Fruchtbarkeit beeinträchtigt haben.
Eine Operation bei Endometriose wird besonders dann empfohlen, wenn die Beschwerden trotz Hormonbehandlung nicht besser werden, oder wenn sie Organe beeinträchtigen oder du dir ein Kind wünschst. Auch wenn eine Operation helfen kann, ist das Risiko eines Rückfalls leider recht hoch, vor allem bei Zysten an den Eierstöcken. Eine Gebärmutterentfernung kommt nur in sehr seltenen Fällen in Betracht, wenn alle anderen Optionen erschöpft sind und du nicht mehr im gebärfähigen Alter bist.

Gibt es bei Endometriose Risiken während der Schwangerschaft?
In den meisten Fällen lassen die Symptome der Endometriose während der Schwangerschaft nach. Das liegt daran, dass die Ausbreitung der Endometriose abhängig von dem Hormon Östrogen ist. Während der Schwangerschaft geht die Produktion von eben diesem zurück. Stattdessen überwiegt die Progesteronproduktion. Dadurch wird die Ausbreitung der Endometriose gehemmt. Bei vielen Frauen bildet sich die Endometriose zurück oder verschwindet ganz.
Auch bei Verwachsungen, die durch die Endometriose entstanden sind, kann eine Schwangerschaft Wunder bewirken: Das Gewebe wird gelockert und gedehnt.
Neben diesen Vorteilen kann eine Endometriose jedoch auch Risiken für eine Schwangerschaft mit sich bringen:
- vorzeitige Plazentalösung
- spontane Blutung in die Bauchhöhle
- Darmperforation
- Uterusruptur
- Frühgeburten
- Fehlgeburten
- niedriges Geburtsgewicht
Extra-Tipp:
„Bei Endometriose kann es vorkommen, dass Veränderungen an der Gebärmutter den Verlauf einer Schwangerschaft erschweren“, erklärt Prof. Dr. med. Hans-Christian Kolberg „Vor allem wenn zusätzlich eine Adenomyose vorliegt, steigt das Risiko. Wichtig ist aber: Diese Besonderheiten lassen sich heutzutage engmaschig beobachten und gezielt behandeln. Wer mit Endometriose schwanger werden möchte, sollte sich also nicht entmutigen lassen. Mit der richtigen medizinischen Begleitung bestehen sehr gute Chancen, den Kinderwunsch zu erfüllen.“
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