Wärme- und Kältegefühl bei Parkinson

Ein Paar mit Parkinson und Kältegefühl

Tipps für die kalte Jahreszeit.

Parkinson ist eine Erkrankung des Nervensystems, die Bewegungen und Körperfunktionen beeinträchtigt. Neben Symptomen wie Zittern und Muskelsteifheit ist auch das Temperaturempfinden oft gestört. Betroffene können Kälte oder Hitze nicht richtig spüren und reagieren empfindlicher auf Temperaturveränderungen. Das macht sie anfälliger für Probleme bei sehr kaltem oder heißem Wetter. In unserem Magazinbeitrag erklären wir dir, was Parkinson für dein Kälteempfinden bedeutet und geben dir Tipps für den Alltag. Jetzt lesen!

Woher kommt bei Morbus Parkinson das Kältegefühl?

Patienten und Patientinnen von Parkinson leiden häufig unter einer Reihe verschiedener Symptome. Neben Muskelsteifheit und dem typischen Zittern kann auch das autonome Nervensystem betroffen sein. Dieses ist für die automatisch ablaufenden Körperfunktionen zuständig. Dazu zählen unter anderem die Regulation der Körperwärme sowie die Talgproduktion der Haut. Die Wärmeregulation erfolgt durch die Steuerung von Schweißbildung und Gefäßerweiterung, um die Körpertemperatur konstant zu halten. Temperatursensoren auf der Haut und im Inneren des Körpers senden entsprechende Impulse an den Hypothalamus im Gehirn. Dieser ist für die Regulierung der Körpertemperatur verantwortlich. So bleibt deine Körpertemperatur stets im Gleichgewicht. Bei Parkinson-Patienten ist dieses Gleichgewicht häufig durcheinander gekommen. Die Temperatursensoren in der Haut arbeiten nicht mehr zuverlässig, wodurch die Wahrnehmung und Regulierung der Körpertemperatur gestört wird.

Wie wirkt sich das gestörte Temperatur- und Kältegefühl bei Parkinson aus?

Das gestörte Temperatur- und Kältegefühl bei Parkinson ist ein Problem, was häufig zu weiteren Komplikationen führen kann. Betroffene gehen im Winter bei tiefen Temperaturen auf die Straße, ohne sich vor den extremen Minusgraden zu schützen. Unterkühlungen und Erfrierungen können die Folge sein. Auch übermäßiges Schwitzen kann ein Problem sein. Prof. Dr. med. Eggers,  Chefarzt der Klinik für Neurologie, Ärztlicher Direktor Neurozentrum, Knappschaft Kliniken Bottrop erklärt:

Tipp unseres Experten:
Prof. Dr. med. Carsten Eggers
Prof. Dr. med. Carsten Eggers, Ärztlicher Direktor Neurozentrum, Chefarzt der Klinik für Neurologie, Facharzt für Neurologie & Intensivmedizin der Knappschaft Kliniken Bottrop

Tipp unseres Experten:

Parkinson-Patienten sind vor allem im Sommer gefährdet, da sie aufgrund einer gestörten Wärmeregulierung auch ohne körperliche Anstrengung oder hohe Temperaturen unter starkem Schwitzen leiden können. Wenn dabei die Flüssigkeitszufuhr nicht ausreicht, besteht die Gefahr einer schnellen Austrocknung, was lebensbedrohliche Folgen wie Verwirrtheit oder eine Verschlechterung der Beweglichkeit nach sich ziehen kann. Daher ist es entscheidend, regelmäßig und ausreichend zu trinken.

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Das Schwitzen tritt oft auch in der Nacht auf und äußert sich in intensiven Schweißausbrüchen. Viele Betroffene müssen während der Nacht mehrfach den Schlafanzug wechseln, da die Kleidung durchnässt ist. Die Wichtigkeit einer ausreichenden Flüssigkeitsaufnahme darf daher keinesfalls unterschätzt werden.

Parkinson und das ständige Kältegefühl im Winter.

Patienten, die trotz niedriger Temperaturen unzureichend warme Kleidung tragen, setzen sich einem erhöhten Risiko der Auskühlung aus. Dabei sind sowohl Haut als auch Muskulatur betroffen. Eine Unterkühlung führt dazu, dass die Durchblutung der Muskulatur eingeschränkt wird und die Muskelsteifheit (Rigor) zunimmt. 

Experten-Wissen:

Wenn der Körper dann gezwungen ist, viel Energie zur Wärmeproduktion aufzuwenden, schwächt dies die Betroffenen zusätzlich – sie fühlen sich erschöpft und müde. Die zunehmende Muskelsteifheit führt in der Folge zu einer Verlangsamung der Bewegungsabläufe, wodurch alltägliche Aktivitäten mühsamer und beschwerlicher werden.

Darüber hinaus bietet der Winter einige weitere Tücken, die sich negativ auf die Erkrankung auswirken können. Schlechtes Wetter, Glätte und Eis lässt wenig Raum für Bewegung im Freien. Das regelmäßige Spazieren, Laufen oder Fahrrad fahren fällt weg. Dabei ist diese Art von Bewegungen besonders wichtig für Parkinson-Patienten. Fallen diese weg, kann sich der Zustand weiter verschlechtern. Die Steifheit nimmt zu und die Beweglichkeit wird weiter eingeschränkt.

Experten-Wissen:

Die frühen und langen Dunkelphasen in den Wintermonaten wirken sich oft negativ auf das emotionale Gleichgewicht vieler Menschen aus. Häufig führt der Mangel an Tageslicht zu einem Rückgang der Motivation und einer gedrückten Stimmung, die als „Winterblues“ bekannt ist. Ein zusätzlicher Faktor ist die verringerte Produktion von Vitamin D, da dieses durch Sonnenlicht im Körper gebildet wird. Da Vitamin D besonders wichtig für ein starkes Immunsystem ist, das in der kalten Jahreszeit vermehrt gefordert wird, können fehlende Sonnenstunden die Abwehrkräfte schwächen. Infolgedessen steigt das Risiko für Infektionen und Erkältungskrankheiten.

Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, in den Wintermonaten gezielt auf gesunde Gewohnheiten zu achten. Dazu gehören das Tragen angemessener, wärmender Kleidung, regelmäßige körperliche Bewegung – auch bei niedrigen Temperaturen – sowie der bewusste Aufenthalt im Freien, um möglichst viel Tageslicht aufzunehmen. Eine solche Winterroutine hilft dabei, das Wohlbefinden zu fördern und gesundheitlichen Beeinträchtigungen effektiv vorzubeugen.

Tipps bei Parkinson und dem Kältegefühl im Winter.

Ein älterer Herr hat Spaß mit einem Jungen trotz Parkinson und Kältegefühl

1. Halte dich und dein Haus warm

Nutz das Zwiebelschalenprinzip. Dabei trägst du mehrere Schichten Kleidung gleichzeitig. Am besten aus natürlichen Materialien wie Baumwolle oder Wolle. Das hält warm. Heiz außerdem die Räume, in denen du dich tagsüber aufhältst.

2. Bleib aktiv

Auch wenn es im Winter schwerfällt: Bewegung hilft. So förderst du dein Wohlbefinden. Außerdem ist Bewegung ein wichtiges Mittel, um der Muskelsteifheit entgegenzuwirken.

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3. Kurbel deine Durchblutung an

Geh täglich an die frische Luft, auch wenn es kalt ist. Alternativ kannst du deine Durchblutung durch Saunabesuche, Kneipp-Wechselduschen oder Trockenbürstenmassagen fördern. Diese Maßnahmen helfen dir auch, dich gegen Kälte abzuhärten.

4. Wärm dich von innen auf

Trink regelmäßig heiße Getränke oder genieß eine warme Suppe. Scharfes Essen mit Chili oder Ingwer unterstützt die innere Wärme. Für unterwegs eignen sich moderne Isolierbehälter, um Speisen und Getränke warmzuhalten.

8. Atme richtig bei Kälte

Atme durch die Nase ein, damit die Luft auf dem Weg zur Lunge vorgewärmt wird. Ein Schal vor Mund und Nase kann ebenfalls helfen, die Atemluft angenehmer zu machen.

9. Schütz dein Gesicht

Verwende im Winter eine fetthaltige Kälteschutzcreme, um dein Gesicht vor Wind und Kälte zu schützen. Für Aktivitäten im Schnee empfiehlt sich eine Kombipflege mit Kälte- und Sonnenschutz.

10. Sorg für ausreichend Licht und Vitamin D

Halt deine Wohnung hell, da Lichtmangel im Winter Depressionen verstärken kann. Eine Lichttherapie mit Tageslichtlampen kann helfen. Ernähr dich Vitamin D-reich mit Lebensmitteln wie Fisch, Eiern, Käse und Avocados. Lass deinen Vitamin D-Spiegel regelmäßig überprüfen und sprich mit deinem Arzt über die Einnahme von Vitamin D-Präparaten.


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4 Kommentare:
    • Hallo Fritz, vielen Dank für deinen Beitrag zu unserem Artikel „Wärme- und Kältegefühl bei Parkinson“.
      Wir freuen uns, dass dir unser Artikel gefallen hat und du interessante Informationen entnehmen konntest. Wir hoffen, dass dir die Informationen und Tipps im Umgang mit deiner Erkrankung weiterhelfen.
      Viele Grüße, Lisa vom Community Management der KNAPPSCHAFT

  • Hallo, ich habe die Diagnose Parkinson vor mehr als 10 Jahren bekommen. In den letzten 4 Jahren beobachte ich bei mir das veränderte Temperaturempfinden. Ich trage auch im tiefsten Winter keine Strümpfe und das nicht nur im Haus, sondern wenn ich unterwegs bin. Hitzeattacken treten häufig auf, besonders Nachts. Ihr Beitrag hat mir die Augen geöffnet und ich verstehe die Zusammenhänge jetzt viel besser.

    • Hallo Angelika,
      vielen Dank für deinen Kommentar zu unserem Artikel „Wärme- und Kältegefühl bei Parkinson“. Es freut uns, dass der Artikel so gut bei dir ankommt und dir auch geholfen hat, die Zusammenhänge besser zu verstehen. Wir hoffen, dass dir der ein oder andere Tipp in dem Artikel auch im Umgang mit deiner Erkrankung weiterhelfen kann.
      Viele Grüße,
      Lena vom Community Management der KNAPPSCHAFT

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