Wenn Shopping zur Sucht wird.
Beim Stichwort Sucht denken wir in der Regel an schädliche Substanzen wie Alkohol, Nikotin oder illegale Drogen. Es gibt aber auch Süchte, die mit dem menschlichen Verhalten zu tun haben. In dem Fall sind die Betroffenen nicht von bestimmten Substanzen abhängig. Sie benötigen bestimmte Handlungen, um sich gut zu fühlen. Das gilt zum Beispiel für Spielsüchtige. Aber auch Shoppen kann zur Sucht werden. Welche Probleme eine Kaufsucht verursacht und was du dagegen tun kannst, erfährst du in unserem Beitrag.
- Was ist Kaufsucht?
- Welche negativen Folgen können auftreten?
- Was können Betroffene gegen ihre Kaufsucht tun?
Was ist Kaufsucht?
„Kaufsucht oder Oniomanie ist – anders als der Name vermuten lässt – keine Abhängigkeit im eigentlichen Sinn. Es handelt sich um eine sogenannte substanzungebundene Abhängigkeit“, betont Dr. Matthias Weniger, Leiter des Instituts für Stressmedizin Rhein-Ruhr (ISM).
Betroffene hängen nicht an der Nadel, werfen Tabletten ein oder trinken regelmäßig bis zum Rausch. Sie sind stattdessen “shopping-süchtig”. Wenn sie ihrem Kaufbedürfnis nicht nachgehen können, leiden sie auch nicht unter körperlichen Entzugserscheinungen. Daher ist in der Fachwelt umstritten, ob das zwanghafte Einkaufen als Suchterkrankung definiert werden kann.
Betroffene zeigen aber Symptome, die auch bei klassischen Suchterkrankungen auftreten. Zumindest auf der psychischen Ebene. Du kennst vielleicht auch das gute Gefühl, nach einem entspannten Shoppingtag mit neuen Dingen nach Hause zu kommen. Du freust dich über das neue Kleid, die teure Kosmetik, die neue Sportausrüstung oder eine schicke technische Spielerei. Das ist normal. Wenn du dir etwas gönnst, macht dich das glücklich.
Menschen mit einer Kaufsucht müssen dieses Gefühl aber immer wieder aufs Neue wecken. Ihre Zufriedenheit hält nie lange an.
Tipp unseres Experten:
Dr. Weniger erklärt: „Schon kurz nach dem letzten Einkauf stellt sich erneut Unzufriedenheit, Langeweile oder Einsamkeit ein. Hinzu kommen Schuldgefühle, weil sie wieder schwach geworden sind. Charakteristisch für Kaufsüchtige ist auch, dass sie meist Dinge kaufen, die sie gar nicht brauchen oder bereits besitzen. Dabei geben sie mehr Geld aus, als ihnen zur Verfügung steht.“
Expertenprofil lesenWie es zu dem krankhaften Kaufverhalten kommt, ist nicht ganz klar. Verschiedene Ursachen können zu einem zwanghaften Kaufverhalten führen. Grundsätzlich kann jeder Mensch kaufsüchtig werden – unabhängig von Alter, Einkommen oder Bildung. Vielleicht bist du auch schon einmal in einen Kaufrausch geraten und am Ende mit viel mehr Dingen nach Hause gekommen als geplant? Das kann jedem passieren und ist noch kein Problem. Problematisch wird es, wenn du mit dem Konsum etwas ausgleichen möchtest. Stress auf der Arbeit oder im Privatleben, Einsamkeit, eine Trennung oder den Verlust eines geliebten Menschen. Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen, Ängste oder die sogenannte Binge-Eating-Störung können dazu führen, dass du versuchst, unangenehme Gefühle durch Einkaufstouren abzumildern. Die Kaufsucht ist also im Grunde ein Symptom für bereits vorhandene Probleme.
Welche negativen Folgen können auftreten?
Das offensichtlichste Problem des pathologischen Kaufens ist die finanzielle Seite. Durch das zwanghafte Kaufen geben betroffene Personen immer mehr Geld aus. Geld, das für die Dinge des täglichen Bedarfs, für einen Urlaub oder als Reserve für Notfälle vorgesehen war. Manchmal auch Geld, das dem Kaufsüchtigen gar nicht gehört, sondern dem Partner oder der Partnerin. Auch der Griff in die Firmenkasse ist für Betroffene nicht tabu.
In der Folge leiden Menschen mit Oniomanie, also Kaufzwang, an sozialen Problemen, es droht der Verlust des Arbeitsplatzes oder der Bruch mit Familie und Partnern. Schuldgefühle belasten die Kaufsüchtigen. Sie schämen sich dafür, ihre Impulse nicht unter Kontrolle zu haben und leiden unter einem geringen Selbstwertgefühl. Auch die Schulden sind immer schwieriger zu bewältigen. Wie in einem Teufelskreis reagieren die Betroffenen mit neuen Shopping-Attacken, um sich den Problemen nicht stellen zu müssen.
Was können Betroffene gegen ihre Kaufsucht tun?
Der erste und wichtigste Schritt ist – wie bei allen Süchten – die Erkenntnis, dass man ein problematisches Kaufverhalten hat. Freunde und Familie können dabei helfen, die Kaufsucht zu erkennen. Das Problem ist aber, dass eine Shopping-Sucht nicht mit Anzeichen von Verwahrlosung, Erkrankung oder Verfall einhergeht. Die Betroffenen wirken nicht offensichtlich krank, obwohl sie ein massives Problem haben. Deshalb ist es auch für nahestehende Personen nicht einfach, die Kaufsucht zu erkennen.
Besteht der Verdacht, ist es wichtig, das Gespräch zu suchen. Hast du das Gefühl, dass ein Freund oder eine Freundin betroffen ist? Sprich ihn oder sie darauf an, auch wenn es dir unangenehm ist. Die Kaufsucht lässt sich gut behandeln, wenn der oder die Betroffene sich darauf einlässt und sich professionelle Hilfe sucht.
Je nachdem, wie stark die Kaufsucht-Symptome ausgeprägt und wie groß die finanziellen Probleme sind, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Auch wenn Kaufsucht bisher nicht als eigenständige Suchterkrankung anerkannt ist, kann eine Therapie helfen. Besonders gut eignen sich gruppentherapeutische Ansätze, weil die Betroffenen sich dabei gegenseitig unterstützen können. Auch haben sie dann das Gefühl, mit ihrem Problem nicht allein zu sein.
Experten-Wissen:
„Ein Psychotherapeut oder eine -therapeutin kann zudem feststellen, ob eine psychische Grunderkrankung besteht, die den Kaufzwang ausgelöst hat – zum Beispiel eine Depression oder Angsterkrankung. In diesem Fall muss der Auslöser ebenfalls behandelt werden“, sagt Dr. Weniger.
Wenn sich bereits Schulden angehäuft haben, hilft die Schuldnerberatung weiter. Auch Selbsthilfegruppen können Unterstützung bieten – sowohl vor als auch nach einer Therapie.
Tipps bei Kaufsucht
Wichtig ist aber auch, dass die Betroffenen Mechanismen in ihren Alltag einbauen, die ihnen helfen. Bei Kaufsucht helfen folgende Tipps:
- Es kann zum Beispiel sinnvoll sein, mit einem Einkaufszettel loszugehen und diesen gezielt abzuarbeiten.
- Auch wenn Kartenzahlung und Bezahlsysteme auf dem Smartphone bequem sind: Barzahlung hilft, ein Gefühl für den Wert des Geldes zu behalten. Je einfacher und anonymer der Bezahlvorgang, desto weniger hast du das Gefühl, Geld ausgegeben zu haben.
- Vorsicht beim Online-Shopping: Auch hier ist es wichtig, dass du dir den Wert deiner Einkäufe stets vor Augen hältst. Bezahldienstleister wie Klarna oder PayPal machen es dir einfach, in kurzer Zeit und ohne große Hürden viel Geld auszugeben.
- Mach dir bewusst, in welchen Situationen dich die Kauflust überkommt und von welchen negativen Gefühlen sie ausgelöst wird. Dann überleg dir ganz gezielt, welche Alternativen es gibt.
- Vermeide Rabatt-Schlachten wie Black Friday, Cyber Monday und Co. Zum einen sind die dabei angebotenen vermeintlichen Schnäppchen oft nur ein Marketing-Trick. Zum anderen verleiten die Rabatte dazu, Dinge zu kaufen, die du nicht zwingend brauchst.
Auch wenn du nicht unter einer Kaufsucht oder anderen Süchten leidest, lohnt es sich, die eigene Resilienz zu stärken. Zum Beispiel mit einem Gesundheitskurs, der dir beim Stressabbau und Entspannen hilft. Zertifizierte Gesundheitskurse bezuschussen wir zweimal pro Jahr mit bis zu 80 Euro.
Das ist alles echt schön und gut. Aber wie nie ich eine Selthilfrgruppe oder einen Therapeuten?
Bei der Krankenkasse oder den Hausarzt frage
Bin in einer Selbsthilfegruppe.
Das hört sich immer so einfach an aber wie soll man das on den Griff bekommen. Ich versuche es aber immer wieder wenn ich ein neues Problem bekomme geht es wieder los und ich greife zum Handy und dann kommen die Pakete.
Hallo Karin,
ich bin auch betroffen.
Im September 2022 habe ich (nachdem ich eine Angstattacke hatte, weil mein Konto wieder total im Dispo war) eine Suchtberatungsstelle in meinem Ort aufgesucht.
Ich war (leider) die erste Klientin, die sich mit dieser Suchtproblematik an diese Stelle gewendet hat. Dort habe ich mich sofort an- und ernst genommen gefühlt.
Seitdem habe ich alle 2-3 Wochen ein Gespräch, in dem wir mein Verhalten reflektieren und kleinschrittige Ziele formulieren.
Für mich hat sich im vergangenen halben Jahr mein Leben dadurch so positiv verändert!
Die inneren Kaufimpulse treten zwar ab und an (bei mir in emotional schwierigen Situationen) noch auf, werden aber immer seltener und ich lerne besser damit umzugehen.
Ich kann dir nur empfehlen, eine solche Beratung aufzusuchen.
Sich am Anfang zu öffnen war nicht einfach und hat für mich Kraft und Emotionen gekostet, doch von Mal zu Mal wird dein Herz leichter! Offen Reden und Probleme ansprechen ist der Weg.
Ich wünsche dir alles Gute,
Julia Marie
wenn mir ein Kleidungsstück gefällt dann lass ich es mir zurück legen und geh aus dem Laden.Ich zieh mich raus und überlege ob ich das Teil überhaupt brauche und ob ich was passendes zum kombinieren habe.Wenn nicht, bleibt es da..