Das kann das unterschätzte Organ.
Die Aufgabe des Darms erscheint einfach. Unter Gluckern und Rumoren werden die Nahrungsmittel verdaut, die du zu dir nimmst. Doch er ist nicht nur für die Verdauung zuständig, sondern wird aktuell auch als Organ als zweites Gehirn bezeichnet. Der Darm nimmt Einfluss auf deine Gesundheit, deine Stimmung und sogar deine Psyche. Wie das funktioniert, verraten wir dir im Magazin-Beitrag!
- Aufbau und Aufgaben des Multitalents.
- Dicht besiedeltes Ökosystem.
- Das steckt hinter dem Darm-Hirn.
- So stärkst du deinen Darm – dein zweites Gehirn.
Aufbau und Aufgaben des Multitalents.
Der Darm ist ein zentrales Organ unseres Körpers und besteht hauptsächlich aus zwei Abschnitten: dem Dünndarm und dem Dickdarm. Beide arbeiten Hand in Hand, um Nahrung zu verdauen, Nährstoffe aufzunehmen und den Körper vor Krankheiten zu schützen.
Im Dünndarm wird der Nahrungsbrei in kleinste Bestandteile zerlegt. Über die Darmwand werden wichtige Nährstoffe wie Zucker, Eiweißbausteine, Fette, Vitamine und Mineralstoffe ins Blut aufgenommen. Auch Wasser wird hier in großen Mengen zurückgewonnen. Außerdem bildet der Dünndarm Hormone wie Serotonin und hilft mit vielen Immunzellen dabei, Krankheitserreger abzuwehren.
Der Dickdarm übernimmt die „Resteverwertung“. Er entzieht dem übrigen Speisebrei weiteres Wasser und sorgt so für die Bildung von festem Stuhl. Viele nützliche Bakterien im Dickdarm helfen dabei, unverdauliche Reste abzubauen und stärken das Immunsystem. Am Ende wird der Stuhl ausgeschieden.
Aufgaben des Dünndarms | Aufgaben des Dickdarms |
– Verdaut Nahrung weiter – Nimmt Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe auf – Bildet Hormone (zum Beispiel Serotonin) – Stärkt das ImmunsystemEntzieht Wasser (bis zu neun Liter täglich) | – Entzieht Wasser und Elektrolyte – Baut unverdauliche Reste mit Bakterien ab – Schützt vor Krankheitserregern durch Darmflora – Transportiert und scheidet den Stuhl aus |
Dicht besiedeltes Ökosystem.
In deinem Darm ist einiges los. 100 Billionen Bakterien bilden ein eigenes Mikrobiom. Das sind mehr Bakterien als dein Körper Zellen hat. Diese Mikroben übernehmen wichtige Aufgaben: Sie helfen bei der Verdauung, stärken das Immunsystem, halten Krankheitserreger in Schach und bauen Giftstoffe ab. Manche liefern sogar direkt Energie. Forscher sehen das Mikrobiom deshalb längst als eigenes Organ.
Diese Darmbakterien produzieren Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin oder GABA, die deine Stimmung, dein Verhalten und deine Denkleistung beeinflussen können. Verändert sich das Mikrobiom stark, wirkt sich das direkt auf dein Gehirn aus – etwa auf Gedächtnis, Lernfähigkeit oder Ängste. Das Mikrobiom und der Mensch leben in einem dynamischen, aber stabilen Gleichgewicht. Trotz ständiger Erneuerung bleibt die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft meist erstaunlich konstant. Umso wichtiger ist es, dass du deinen Darm gesund hältst.
Das steckt hinter dem Darm-Hirn.
Das enterische Nervensystem wird oft als das „Bauchgehirn“ oder „zweites Gehirn“ des Menschen bezeichnet. Es handelt sich dabei um ein eigenständiges Nervensystem, das den Verdauungstrakt durchzieht – von der Speiseröhre bis zum Enddarm.
Aufgaben des Darmhirns im Überblick:
- Steuert weitgehend autonom die Verdauungsvorgänge (Bewegung der Darmmuskulatur, Sekretion von Verdauungssäften)
- Erkennt und verarbeitet Störungen im Magen-Darm-Trakt
- Beeinflusst das Immunsystem – circa 70 bis 80 Prozent der Immunzellen befinden sich im Darm
- Sendet Hunger- und Sättigungssignale an das Gehirn
- Reguliert die Nahrungsaufnahme und das Essverhalten
- Produziert und nutzt dieselben Botenstoffe wie das Gehirn
- Kommuniziert über die Darm-Hirn-Achse mit dem zentralen Nervensystem
Das steckt hinter der Darm-Hirn-Achse.
Der Darm ist nicht nur für deine Verdauung zuständig. Tatsächlich ist er ein hochsensibler Kommunikationspartner deines Gehirns. Das enterische Nervensystem – das Darm-Hirn – steuert die Verdauung und steht dabei im ständigen Austausch mit deinem zentralen Nervensystem: dem Sympathikus, dem „Leistungssteigerer“ und dessen Gegenspieler, dem Parasympathikus, dem „Ruhenerv“. Diese stellen das autonome Nervensystem dar. Das ist die Darm-Hirn-Achse. Gefühle wie Stress oder andere Emotionen werden durch dein Gehirn aufgenommen und über Nervenbahnen, Botenstoffe und Hormone an deinen Darm weitergeleitet. Dieser reagiert: mit Magengrummeln zum Beispiel. Hast du Stress, wird der Sympathikus aktiviert, der deine Verdauung hemmt. Dauerhafte mentale Belastungen führen nicht selten zu Bauchschmerzen, Magen-Darm-Problemen wie Durchfall oder zu Appetitlosigkeit.
Besonders auffällig ist dabei die strukturelle Ähnlichkeit zwischen Darm- und Gehirn-Nervenzellen. Die Nervenzellen- und Geflechte lassen sich kaum voneinander unterscheiden. Beide Systeme nutzen die gleichen Neurotransmitter wie Serotonin oder Dopamin. Diese chemischen Botenstoffe sind entscheidend dafür, wie wir uns fühlen, denken und sogar handeln. Über den Vagusnerv – einer der größten Nerven des Körpers – sendet der Darm rund 90 Prozent der Signale in Richtung Gehirn, nicht umgekehrt, wie lange angenommen wurde.
Auch Immunzellen, Hormone und die Mikroorganismen der Darmflora beeinflussen dein Wohlbefinden, deine Stimmung und sogar dein Verhalten. Umso wichtiger ist es, für dein zweites Gehirn im Darm zu sorgen. Gerät dieses sensible System durch eine ungesunde Ernährung, Stress oder Erkrankungen aus dem Gleichgewicht, hat dies Auswirkungen auf deinen Körper und deine Psyche. Depressionen, Reizdarm oder Erschöpfungszustände sind mögliche Folgen.
Dieser enge Kontakt zwischen deinem Darm und deinem Gehirn ist überlebenswichtig. Werden im Darm Giftstoffe erkannt, reagiert dein Gehirn blitzschnell mit Durchfall und Übelkeit. Ganz von allein, ohne dass dein Bewusstsein aktiv etwas davon mitbekommt. Ständig sickern unterschwellig die Informationen aus dem Darm in das Gehirn.
Dass Bauch und Kopf eng miteinander verbunden sind, zeigt sich übrigens auch in unserer Sprache: Wir „haben ein schlechtes Bauchgefühl“ oder „entscheiden aus dem Bauch heraus“ – ganz ohne es bewusst zu steuern.
Ursprung des Bauchgefühls?
So wie dein Darm Signale an dein Gehirn weitergibt, funktioniert dieser Austausch auch umgekehrt. Du kennst es sicher: Schmetterlinge im Bauch, nervöses Magengrummeln oder Appetitlosigkeit, wenn du dich unwohl fühlst. Deine Emotionen beeinflussen deinen Darm. Besonders intensiv ist die Kommunikation bei Bauchschmerzen oder Unwohlsein im Magen. Diese haben nicht selten einen emotionalen Ursprung. Stress, Angst oder Nervosität schlagen uns auf den Magen, obwohl organisch alles in Ordnung ist. Und du eigentlich nicht krank bist.
So stärkst du deinen Darm – dein zweites Gehirn.
Auch wenn es im Bereich der Verdauung autonom arbeitet – dein Darmhirn ist eng mit deinem Kopf verbunden. Es beeinflusst neben der Verdauung auch das Immunsystem, die Stimmung, das Stressempfinden und die mentale Gesundheit. Ein gesunder Darm unterstützt also nicht nur dein Wohlbefinden, sondern auch dein seelisches Gleichgewicht. Entsprechend wichtig ist, dass du dich um deine Darmgesundheit sorgst:
Tipp unserer Expertin:
- Iss ballaststoffreich: Ballaststoffe aus Gemüse, Obst, Vollkorn und Hülsenfrüchten fördern gesunde Darmbakterien.
- Bau Probiotika in deine Ernährung ein: Joghurt, Kefir, Zwiebeln, Knoblauch, Lauch und fermentiertes Gemüse (zum Beispiel Sauerkraut oder Kimchi) unterstützen die Darmflora. Auch in Form von Nahrungsergänzungsmittel kannst du Probiotika zu dir nehmen.
- Reduzier Zucker: Zu viel Zucker stört das Gleichgewicht der Darmflora und fördert „schlechte“ Bakterien.
- Trink ausreichend Wasser: Unterstützt die Verdauung und den Transport von Nährstoffen.
- Reduzier deinen Stress: Dauerstress schwächt die Darmbarriere und beeinflusst die Signalweiterleitung negativ.
- Beweg dich täglich: Moderate Bewegung fördert die Darmmotorik und die Durchblutung des Verdauungstrakts.
Du möchtest lernen, wie du dein Essverhalten nachhaltig ändern kannst, um deinen Darm gesund zu halten? Lies jetzt rein! Außerdem: Unser Ernährungstyp-Test hilft dir herauszufinden, worauf du für eine ausgewogene Ernährung achten solltest