So äußert sich verdrängte Trauer.
Manchmal holt uns die Trauer ein, wenn wir scheinbar schon längst mit einem Thema abgeschlossen haben. Warum ist das so? Häufig handelt es sich dabei um nicht verarbeitete Trauer. Sei es der plötzliche Tod eines geliebten Menschen, das Ende einer Beziehung oder der Verlust von Haustieren. Alle diese Verluste tun weh. Als Bewältigungsstrategie schiebt man die Emotionen daher gerne beiseite. Sie sind deshalb aber nicht verschwunden, sondern können dich wieder einholen. Meistens dann, wenn du gar nicht mehr damit rechnest. Warum die Trauerbewältigung zum heilenden Prozess dazu gehört und welche Schritte dabei auf dich zukommen, erfährst du in unserem Artikel.
- Was ist Trauer?
- Was passiert, wenn man Trauer verdrängt?
- Wie du die Symptome nicht verarbeiteter Trauer behandelst.
Was ist Trauer?
Trauer ist eine starke Emotion, die wir erleben, wenn wir einen wichtigen Menschen verlieren. Vielleicht hast du dieses Gefühl nach einer Trennung oder dem Tod eines Familienmitgliedes schon selbst durchlebt. Auch wenn wir unser Zuhause oder unsere Heimat verlieren, trauern wir. Trauer setzt eine starke emotionale Bindung voraus. Das Trauern an sich ist Teil eines ganzheitlichen Prozesses. In dieser Zeit passt du dich an eine neue Lebenssituation an.
„Es ist normal, diesen Prozess als unangenehm und belastend zu empfinden”, sagt Dr. Matthias Weniger, Leiter des Instituts für Stressmedizin Rhein-Ruhr (ISM). „Der Trauerverlauf ist natürlich für jeden Menschen individuell.”
Die Phasen des Trauerprozesses
- Nicht-Wahrhaben-Wollen
- Gemischte Gefühle
- Auseinandersetzung
- Akzeptanz
Tipp unseres Experten:
Der Experte betont: „Zu einem dauerhaften Hindernis sollte die Trauer nicht werden. Dagegen anzukämpfen oder die Gefühle zu unterdrücken, führt zu nicht verarbeiteter Trauer, die häufig von physischen und psychischen Blockaden geprägt ist.“ Betroffene vermeiden Gespräche über den Verlust und lenken sich ab – anstatt sich mit der Situation auseinanderzusetzen.
Expertenprofil lesenDiese Mechanismen fühlen sich im ersten Moment gut an. Auf Dauer sind sie aber keine Lösung. Wenn du deine Trauer zudem mit Alkohol oder anderen Substanzen betäubst, riskierst du eine Abhängigkeit. Eine Sucht kann die Symptome dann sogar noch verschlimmern.
Tief im Inneren wissen wir natürlich, dass eine Konfrontation mit dem Verlust und der neuen Realität unvermeidbar ist. Das löst Druck und Panik in uns aus.
Was passiert, wenn man Trauer verdrängt?
Nicht verarbeitete Trauer kann verschiedene seelische und sogar körperliche Folgen haben. Auch wenn du es anders wahrnimmst, ist die Verdrängung für dein Unterbewusstsein anstrengender, als wenn du dich mit dem Verlust auseinandersetzen würdest. Dein Körper und deine Psyche geraten in Stress. Das macht sich zum Beispiel mit einem schwankenden Hormonhaushalt bemerkbar.
Leidest du schon lange unter Trauer, kann das kognitive Störungen zur Folge haben:
- Konzentrationsstörungen
- Geistige Erschöpfung
- Schlafprobleme
- Unlust
Auch dein Organismus reagiert auf die anhaltende Trauer mit körperlichen Auswirkungen und Erkrankungen wie:
- Kreislaufprobleme
- Migräne
- Verdauungsprobleme wie Verstopfung oder Durchfall
- Gewichtsabnahme oder -zunahme
- Übelkeit und Schwindel
- Zittern
- Haarverlust
- Enge in der Brust
Jeder Mensch trauert anders. Deswegen fallen die Reaktionen und Symptome immer individuell aus. Erkennst du dich in diesen Symptomen wieder und kämpfst immer wieder gegen Wut, Tränen und Schmerz an, kann es sein, dass du unter pathologischer Trauer leidest.
Experten-Wissen:
„Klappt die Rückkehr in den Alltag nach der vermeintlichen Trauerphase nicht so wie gewünscht, kann es zum Rückzug aus dem Freundeskreis oder einer Flucht in Alkohol, Nikotin oder Medikamenten kommen. Angststörungen und Depressionen können die Folge sein“, warnt Dr. Weniger.
Wie du die Symptome nicht verarbeiteter Trauer behandelst.
Auch wenn Ablenkung im ersten Schritt hilfreich ist, um sich der Herausforderung zu stellen, die ein neuer Lebensabschnitt mit sich bringt – auf lange Sicht ist sie keine Lösung. Solltest du in deinem Bekannten- oder Freundeskreis jemanden kennen, der unter anhaltender Trauer leidet, dann biete deine Hilfe an. Denn die Anzeichen frühzeitig zu erkennen, ist für die Betroffenen selbst oft nicht möglich.
Extra-Tipp:
Der Experte empfiehlt: „Verdrängte Trauer aufzuarbeiten, ist ein wichtiger Schritt, um aus der Spirale auszubrechen. Dafür solltest du bewusst Trauer zulassen. Dabei helfen dir aktive Erinnerungen, Gespräche mit Angehörigen, eine Auszeit oder dass du dir etwas Gutes tust.“
Eines ist besonders wichtig: Wenn dir dein Körper starke Signale sendet, dann sprich mit einer Ärztin oder einem Arzt. Pathologische Trauer kann zu schwerwiegenden Problemen führen.
Professionelle Hilfe bekommst du bei einer Therapeutin oder einem Therapeuten in der Psychotherapie.